Ratgeber

No. 31 – ALTER Wohnen im Alter: Was man beachten sollte

Wohnen im Alter: Stadt oder Land?

Wo lebt es sich im Alter besser, in der Stadt oder auf dem Land? Egal wo, auf die Infrastruktur kommt es an. Dabei geht es nicht nur um Verkehr, Geschäfte und Praxen, sondern auch ums Soziale.

„Und am Ende der Straße steht ein Haus am See. Alle komm‘n vorbei, ich brauch‘ nie raus zu geh’n“, träumt der Musiker Peter Fox in seinem Lied „Haus am See“. Mit diesem Traum ist er sicherlich nicht allein. Doch im realen Leben ist es etwas komplizierter. Bei der Suche nach dem richtigen Ort für den Lebensabend gibt es einiges zu bedenken.

Eine grundsätzliche Frage lautet: Wo wollen wir leben, Stadt oder Land? Das sprichwörtliche Haus am See verspricht Ruhe und Idylle in der Natur. Aber wie weit sind der nächste Supermarkt, die Apotheke und andere wichtige Adressen entfernt? Wer auf dem Land lebt, ist meist auf ein Auto angewiesen, im hohen Alter kann das problematisch werden. Städte punkten dagegen mit kurzen Wegen. Doch die trubelige urbane Dichte gerade in großen Städten kann im fortgeschrittenen Alter zunehmend stören.

Was ist also besser? „Generell lässt sich darüber kein Urteil fällen, die konkreten Situationen können sehr unterschiedlich sein“, sagt Claudia Lamsfuß, Fachreferentin für Wohnen im Alter beim Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband in Nordrhein-Westfalen.

Haus auf dem Land: nur mit Auto

Was sich bewährt hat

Wie wichtig unsere Wohnumgebung für unser Wohlbefinden ist, merken wir manchmal erst, wenn es zu spät ist: nach einem Umzug. Kein Wunder, dass viele ältere Menschen bei der Suche nach einem Wohnsitz fürs Alter gerne im gewohnten Umfeld bleiben. „Das eigene Umfeld verspricht Sicherheit“, sagt Claudia Lamsfuß. Denn wer schon länger an einen bestimmten Ort lebt, weiß, was man wo finden kann: vom Einkaufen über die ärztliche Versorgung bis hin zu Pflegeangeboten.

Enorm wichtig ist zudem das soziale Umfeld. „Nach meiner Erfahrung können Menschen vor allem auf dem Land auf ein persönliches Netzwerk zurückgreifen, das vieles erleichtert.“ Im Vergleich zur Stadt leben Menschen dort länger an einem Ort, wodurch die Nachbarschaft länger stabil bleibt. Doch auch in der Stadt verfügen Menschen häufig über soziale Kontakte in der direkten Umgebung, die bei einem Umzug an einen anderen Ort verloren gehen könnten.

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Rechtzeitig planen

Eine gute Idee ist daher beispielsweise eine barrierefreie Wohnung innerhalb der altbekannten Nachbarschaft, beispielsweise in einem Mehrgenerationenhaus oder in einer Senioren-WG. „Je früher man sich nach solchen Möglichkeiten umsieht, desto besser stehen die Chancen, eine passende Unterkunft zu finden“, sagt Micha Fedrowitz, Projektberater bei der WohnBund-Beratung NRW.

Neben Barrierefreiheit und der Versorgung durch Pflegedienste spielt auch bei solchen Projekten der soziale Aspekt eine zentrale Rolle: Welche Möglichkeiten für gemeinsame Aktivitäten gibt es? „Was früher vor allem die Kirchen geleistet haben, übernehmen heute soziale Träger und Wohnprojekte in Eigenregie, etwa in extra dafür geschaffenen Gemeinschaftsräumen“, so Fedrowitz. „Dieser Aspekt schafft Alltagsqualität.“

Wohnen im Alter

  • Das Bundesfamilienministerium informiert auf einem Serviceportal über gemeinschaftliche Wohnformen, mit vielen Tipps und Infos. Hier gibt es auch eine Checkliste, anhand der man sich über die eigenen Wünsche fürs Wohnen im Alter klar werden kann:
    https://www.serviceportal-zuhause-im-alter.de/wohnen/spezielle-wohnformen/gemeinschaftliche-wohnformen.html
  • Die Verbraucherzentrale informiert über betreutes Wohnen als eine interessante Alternative zum Pflegeheim:
    https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/pflege-in-wohngemeinschaften/betreutes-wohnen-eine-alternative-fuers-wohnen-im-alter-13905

Was Lebensqualität ausmacht

Auch wenn es manche Rentnerin und manchen Rentner nach Mallorca oder Antalya zieht, die große Mehrheit – über 95 Prozent – der über 65-Jährigen leben in Deutschland in ihrem eigenen und vertrauten Zuhause. Der Großteil von ihnen ist dem deutschen Alterssurvey zufolge zufrieden mit der eigenen Wohnsituation und kann sich einen Umzug nur unter bestimmten Umständen wie etwa schwere Pflegebedürftigkeit vorstellen. „Ohne inhaltliche Betrachtung dieser Zahlen fehlt allerdings eine entscheidende Dimension: die damit verbundene Lebensqualität“, sagt Christian Heerdt, Sozialwissenschaftler und Fachbereichsleiter im Kuratorium Deutsche Altershilfe.

Was ist die richtige Wohnform im Alter?

Denn allein die Tatsache, dass manche Menschen 50 Jahre oder länger in der gleichen Wohnung leben, heißt nicht automatisch, dass sie dort eine hohe Lebensqualität genießen. Diese hängt auch davon ab, welche Mitwirkungsmöglichkeiten es im Umfeld gibt, wie autonom ältere Menschen leben können und wie viel Interaktion es gibt.

Smarter Straßenraum

Soziale Kontakte zu pflegen, setzt oft voraus, dass man sich in seiner Umgebung bewegen kann. Jahrzehntelang war die Verkehrspolitik vor allem auf das Auto fixiert. Die Möglichkeiten für alle diejenigen, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind, wurden dadurch vielerorts eingeschränkt. Doch mittlerweile hat eine Trendwende eingesetzt. Auch mit Blick auf Ältere wird der öffentliche Raum verstärkt umgestaltet. Dazu gehören barrierefreie Überwege statt Unterführungen, Zebrastreifen, längere Grünphasen an Fußgängerampeln für etwas langsamere Personen und im Boden eingelassene Orientierungssysteme für Sehbehinderte.

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In Mönchengladbach beispielsweise werden in dem Projekt UrbanLife+ städtebauliche Objekte entwickelt, die Seniorinnen und Senioren helfen sollen, sich selbstbestimmt und sicher zu bewegen: Ampeln können bei Bedarf Grünphasen verlängern, Straßenlaternen passen ihre Beleuchtung dem Sehvermögen der Passanten an, digitale Hinweistafeln weisen auf Gefahren an Straßenübergängen hin oder lotsen die Fußgänger entsprechend ihren körperlichen Möglichkeiten zum Zielort. Schnell erreichbare Sitzbänke werden installiert, die sich in der Höhe und dem Neigungswinkel den Anforderungen von Senioren anpassen lassen.

Bis solche Hightech-Helfer im Straßenraum zum normalen Alltag geworden sind, kann es noch viele Jahre dauern. Die wichtigste Unterstützung für ältere Menschen ist und bleibt aber ein funktionierendes soziales Netzwerk – egal ob auf dem Land oder in der Stadt.

TEXT: Lars Klaaßen
FOTOS: PixelsEffect / iStock, Andrew Cowin / Alamy, Miodrag Ignjatovic / iStock, Diya Pokharel / Unsplash, Medhochzwei Verlag, Manuel Nöbauer / Unsplash

Eine gute Umgebung

Was macht ein gutes Wohnumfeld für das Leben im Alter aus? Einige Kriterien des Projekts UrbanLife+:

  • Die wichtigen Orte im Zentrum der Stadt oder des Quartiers sind nicht weiter als einen Kilometer entfernt.
  • Es gibt ausreichend Platz, um sich möglichst ungehindert durch die Stadt zu bewegen.
  • Bürgersteige haben möglichst wenig Unterbrechungen (Bordsteine) und Hindernisse.
  • Bürgersteige sind durchgehend gestaltet. Notwendige Unterbrechungen durch Einfahrten oder kleine Straßenmündungen sind durch abgesenkte Bordsteine gekennzeichnet.
  • Verbindungswege verlaufen möglichst direkt und nicht über große Umwege.
  • Straßen können an großzügigen Fußgängerübergängen oder Ampeln mit langen Grünphasen sicher überquert werden.
  • Bodenbeläge sind trocken, eben und rutschfest.
  • Treppen sind durch Rampen ersetzt.
  • Es gibt ausreichend gut platzierte und vor allem bequeme und gesprächsanregende Sitzgelegenheiten.
  • Menschen können sich gut hören und miteinander reden, weil der Verkehrslärm reduziert ist.
  • Das Stadtbild ist geprägt durch eine gute Mischung aus Bebauung und Begrünung, die das Leben und Verweilen attraktiver macht.

Zum Weiterlesen

Kösebay/Kirn/Wallrafen/Leukel/Gierl (Hrsg.): „Stadt der Zukunft – Smartes Stadtmobiliar für mehr Teilhabe im Alter.“ Das Projekt UrbanLife+ führt durch Planung, technische Umsetzung und Erprobung des Projekts für altersgerechte Quartiere. Erschienen bei Medhochzwei, 2021.