Ratgeber

No. 9 – HEIMAT Heimat fürs Alter: Ein älterer Mann streicht die Fassade seines Hauses. Symbolbild: Wer im Alter selbstbestimmt wohnen möchte, sollte sich informieren, wie sich Wohnung oder Haus barrierefrei machen lassen. Ein Ratgeber. – In: Prinzip Apfelbaum. Magazin über das, was bleibt. Foto: MayFayStudio / Twenty20

Heimat fürs Alter: Die richtige Wohnform finden

Wer im Alter so lange wie möglich selbstbestimmt zuhause wohnen bleiben möchte, sollte sich rechtzeitig damit befassen, wie sich Wohnung oder Haus an die veränderten Bedürfnisse anpassen lassen. Aber auch wer nicht mehr alleine leben will oder kann, findet attraktive Wohnkonzepte. Barrierefreies Umbauen, Betreutes Wohnen, Senioren-WG, Mehrgenerationenhaus: ein Überblick über die Angebote.

Heimat fürs Alter: Eine Gruppe Senioren schaut gemeinsam ein Fußballspiel im TV. Wer im Alter nicht alleine leben will, findet attraktive Alternativen zum Pflegeheim. Eine Übersicht über Senioren-WG, Mehrgenerationenhaus, Betreutes Wohnen. – In: Prinzip Apfelbaum. Magazin über das, was bleibt. Foto: beachbumledford / Twenty20

Die eigenen vier Wände sind der Ort, an dem wir uns geborgen fühlen. Gerade wenn wir älter werden, wird die Wohnung oder das Haus immer wichtiger. Mehr als die Hälfte der Menschen in höherem Alter halten sich mindestens 20 Stunden pro Tag dort auf. Was aber, wenn dieser liebgewonnene Lebensraum den Bedürfnissen im Alter nicht mehr gerecht wird? Um zu wissen, wie das eigene Zuhause künftig aussehen muss, braucht man eine realistische gesundheitliche Perspektive. Ein guter Grund, regelmäßig zum Arzt zu gehen. Hausärzte kennen den Gesundheitszustand ihrer Patienten und wissen, mit welchen Einschränkungen ein Mensch künftig rechnen muss. Sein Eigenheim rechtzeitig altersgerecht zu planen, lohnt sich auch in anderer Hinsicht: Barrierefreie Häuser lassen sich besser verkaufen als Häuser mit Hindernissen.

Barrierefrei: Kleine Eingriffe, große Erleichterung

Schwellen, Treppenstufen, zu schmale Türen, rutschige Böden: Mieter sollten größere Eingriffe im Vorfeld mit dem Vermieter absprechen. Kleine Änderungen wie einen Haltegriff im Bad können sie zwar auch unabhängig von seiner Zustimmung umsetzen. Beim Auszug kann der Eigentümer allerdings verlangen, dass die Einbauten wieder rückgängig gemacht werden. In den meisten Fällen wird der Vermieter offen für altersgerechte Umbauten sein. Schließlich steigern diese den Wert der Wohnung. Daher kann auch vereinbart werden, dass der Eigentümer sich an den Kosten beteiligt oder diese sogar ganz übernimmt und später auf die Miete umlegt.

Beratung in der Nähe

Über das altersgerechte Anpassen von Wohnungen informiert die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnanpassung. Hier findet sich auch eine Liste mit Wohnberatungsstellen bundesweit.

Ob Haus oder Wohnung, Eigentum oder Miete: Vor dem Umbauen sollten sich Betroffene gut beraten lassen. Reha-Kliniken, Ärzte oder Pflegeeinrichtungen verweisen bei Bedarf an entsprechende Stellen. Die Experten erklären, was möglich, nötig und angemessen ist, was mit Blick auf die Kosten beachtet werden sollte und ob es dafür eine Förderung gibt. „Oft schaffen schon kleine Eingriffe eine große Erleichterung“, erläutert Anja Schwarz, Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung und Wohnberaterin in Stuttgart. „Handläufe und Griffe an den richtigen Stellen mindern zum Beispiel das Sturzrisiko enorm.“ Wichtig sei auch, Stolperfallen zu beseitigen, die Wohnräume hell genug auszuleuchten und vor allem Stufen und Schwellen durch farbliche Kontraste sichtbar zu machen.

Betreutes Wohnen: Selbstständig und sicher

Soviel Selbständigkeit wie möglich, so viel Hilfe wie nötig – das ist der Grundsatz des Betreuten Wohnens. Das kann eine Alternative sein, wenn man nicht in eine Wohneinrichtung für Senioren ziehen möchte, die eigene Wohnung sich aber nicht barrierefrei gestalten lässt. Der Vorteil: Man lebt auch im Alter in den eigenen vier Wänden und bewahrt sich Unabhängigkeit und Privatsphäre. Bei Bedarf ist aber Hilfe vor Ort. Aber Achtung: Der Begriff „Betreutes Wohnen“ ist nicht geschützt. Darunter werden sehr verschiedene Versorgungs-, Betreuungs- und Pflegeleistungen angeboten. Je nach Träger und Anbieter können das altersgerechte Wohnungen in normalen Wohngebieten sein, in denen das Betreuungspersonal Hausbesuche durchführt. Es gibt aber auch ganze Wohnanlagen, die auf die Bedürfnisse im Alter angepasst sind.

Länger zuhause leben

Das Service-Portal „Zuhause im Alter“ bietet vielfältige Informationen. Darunter einen ausführlichen Wegweiser für das Wohnen im Alter oder eine Checkliste, die zeigt, welche Anforderungen die Wohnung im Alter erfüllen sollte.

Senioren-WG: Zusammen statt alleine

Den Wohnort zu wechseln und noch mal etwas Neues zu wagen, das kann nicht nur Barrierefreiheit schaffen, sondern auch sozial ein großer Gewinn sein. Laut einer Forsa-Umfrage halten zwei von drei Senioren die Wohngemeinschaft für das optimale Konzept, weil sie dabei weder allein noch im Heim leben. Wenn man sich mit Gleichgesinnten auf die Suche nach geeigneten Räumen macht, sollte man auch das Umfeld berücksichtigen: Gibt es Einkaufsmöglichkeiten, Kultureinrichtungen und Grünanlagen in der Nähe? Wie weit ist der Weg zu Arzt und Apotheke? Auch die Verkehrsanbindung ist relevant. Vorsicht ist in rechtlichen Fragen angebracht. Die WG-Bewohner sollten klare Regelungen treffen für den Fall, dass jemand auszieht oder die Miete nicht zahlen kann. Idealerweise schließen alle Senioren der Gemeinschaft einen separaten Mietvertrag ab.

Gemeinsam Wohnen

Informationen rund um Wohnkonzepte und konkrete Projekte listet das Forum Gemeinschaftliches Wohnen auf. Wer eine Wohngemeinschaft oder ein Mehrgenerationenhaus sucht, kann auf der kostenfreien Plattform Nummer50.de fündig werden.

Mehrgenerationen-Wohnen: Jung und Alt unter einem Dach

„Aus unserer Erfahrung ist es besser, wenn ältere und alte Menschen nicht isoliert leben“, sagt Anna Florenske, Sprecherin des Verbands Wohneigentum. „Wir sehen daher das Mehrgenerationen-Wohnen als ideale Form des Zusammenlebens an.“ Die Idee: Jung und Alt leben unter einem Dach oder in unmittelbarer Nachbarschaft und unterstützen sich gegenseitig. „Es ist nicht nur ein Kostenfaktor, wenn man sich im Alter auf eine gewachsene Nachbarschaft verlassen kann und nicht ausschließlich auf Pflegedienste angewiesen ist.“ So findet in vielen Häusern ein reges Gemeinschaftsleben statt, in das sich jeder mit seinen Erfahrungen und Fähigkeiten einbringen kann. Auch baulich ergänzen sich die Bedürfnisse unterschiedlicher Generationen zum Teil sehr gut. Ältere Menschen, deren Bewegungsfähigkeit oder Gesichtssinn eingeschränkt ist, sind darauf angewiesen, nicht durch Barrieren behindert werden. Der Abbau von Barrieren im Wohnumfeld kommt aber auch jungen Familien zugute, zum Beispiel, wenn Wohnungen leicht mit einem Kinderwagen zu erreichen sind. Von einem guten Zusammenleben profitieren alle Beteiligten.

Mehr Rat und Tipps?

Prinzip Apfelbaum. Magazin über das, was bleibt. Ausgabe 9: Heimat. GB, England, 1985: Eine Gruppe junger Backpackerinnen wartet am Flughafen. Symbolbild für das Aufbrechen, Suchen und Ankommen. Heimat ist Ort, Sehnsucht und Bedürfnis. Foto: Eve Arnold / Magnum Photos / Agentur Focus

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Text: Lars Klaaßen
Fotos: MayFayStudio / Twenty20, beachbumledford / Twenty20