Ratgeber

No. 30 – RESPEKT Heimische Wildpflanzen sind beliebt bei Bienen und Insekten

Respekt vor der Natur – auch im Garten

Wo der Mensch lebt und wirtschaftet, wird die Natur allzu oft verdrängt. Umso wichtiger sind Naturschutzgebiete. Auch auf dem Balkon oder im Garten lässt sich viel dafür tun, Ökosysteme zu schützen.

In Deutschland sind rund 45 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen versiegelt, also zugebaut, betoniert oder asphaltiert. Das hat weitreichende Folgen: Regenwasser kann nicht im Boden versickern. Gerade in Städten führt das immer wieder zur Überlastung der Kanalisation und in der Folge zu Überschwemmungen. Zudem ist der natürliche Wasserkreislauf gestört und es kann sich kein neues Grundwasser bilden. Der Boden unter der versiegelten Fläche verliert seine Fruchtbarkeit, kann keine Schadstoffe mehr filtern und kein CO2 speichern.

Wichtige Lebensräume für Pflanzen und Tiere gehen verloren. Über 7.000 Tierarten sind allein in Deutschland gefährdet oder vom Aussterben bedroht. „Beispielsweise gelten mehr als die Hälfte der bei uns heimischen Wildbienenarten als akut gefährdet“, sagt Volker Gaßner, Direktor der Tierschutzstiftung Vier Pfoten.

Auch in anderen Bereichen werden wichtige Naturräume und Ökosysteme zerstört. Zum Beispiel Moore: Im 18. Jahrhundert fingen Menschen an, sie zu entwässern, um sie für Land- und Forstwirtschaft nutzbar zu machen und um Torf abzubauen. Die Folge ist, dass von den Moorflächen, die sich in Deutschland ursprünglich auf 1,5 Millionen Hektar erstreckten, heute etwa 95 Prozent tot sind. „Das verstärkt den Treibhauseffekt dramatisch, denn intakte Moore sind wichtige Kohlenstoffspeicher, während trockengelegte Moore große Mengen Treibhausgase freisetzen“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung Euronatur.

Naturschutzgebiete helfen, naturnahe Lebensräume zu bewahren.

Landschaften schützen und renaturieren

Naturschutzgebiete sind ein wichtiges Mittel, um bestehende Ökosysteme und Lebensräume für Flora und Fauna zu erhalten oder wiederherzustellen. Sie gehören zu den besonders streng geschützten Flächen, in denen die Natur möglichst unberührt bleiben soll. „Allerdings müssen sie gut geplant und gemanagt werden, um ihre Schutzfunktion erfüllen zu können“, sagt Schwaderer. „Das heißt zum Beispiel, dass sie möglichst großflächig sein müssen, um weniger anfällig für äußere Einflüsse wie Nährstoffeinträge oder Entwässerung zu sein.“ Tatsächlich messen jedoch etwa 58 Prozent der Naturschutzgebiete in Deutschland nicht einmal 50 Hektar und sind damit relativ klein.

Respekt vor dem Leben

Wertschätzung für Menschen und für die Natur – das ist es, was die Gründer des Magazins Prinzip Apfelbaum antreibt, die Welt ein Stück besser zu machen.

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Artenvielfalt im Garten

Dort, wo Ökosysteme wie Wälder, Wiesen, Flüsse oder Moore bereits geschädigt sind, müssen sie renaturiert werden. Dabei wird ein möglichst naturnaher Zustand wiederhergestellt. Doch was kann die und der Einzelne dafür tun, die Natur zu schützen und die biologische Vielfalt zu erhalten? „Ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Moore ist zum Beispiel, torffreie Blumenerde zu kaufen“, so Schwaderer. „Und wer einen Balkon oder sogar einen Garten hat, kann auf insektenfreundliche Pflanzen achten.“

Heimische Wildpflanzen locken meist deutlich mehr Insekten und Tiere an als gezüchtete Sorten. „Zum Beispiel ist Lavendel sehr beliebt bei unseren Bienen und Hummeln“, so Vier Pfoten-Direktor Gaßner. „Auch viele Kräuter, wie wildes Basilikum, bilden wunderschöne Blüten, die von blütebestäubenden Kleinflüglern sehr geliebt werden.“

Im Garten kann jeder etwas für die Artenvielfalt tun.

Wildpflanzen für die Insekten

Wichtig ist auch, pollen- und nektarreiche Blumen mit ungefüllten Blüten zu pflanzen. Gefüllte Sorten haben kaum Nektar und Pollen, da die Staubgefäße hier zu Blütenblättern umgewandelt sind. Geeignet sind zum Beispiel Sonnenblumen, Glockenblumen und Schmetterlingsflieder. Käfer bevorzugen hingegen leicht zugängliche Pflanzen mit vielen Pollen wie Löwenzahn.

Die heimische Tier- und Insektenwelt freut sich außerdem über Wildsträucher. Vögel bevorzugen zum Beispiel Roten und Schwarzen Holunder, Gemeinen Liguster und Weißdorn. Säugetiere wie Eichhörnchen und Mäuse lieben vor allem die Haselnuss.

Hecken als Lebensräume

Hecken sind ebenfalls wertvolle Lebensräume. Gemischte Wildstrauchhecken sind wegen ihres großen Nahrungsangebots deutlich besser für die Artenvielfalt als einheitliche Nadelgehölzhecken aus Thujen oder Scheinzypressen, in denen kaum ein Tier Nahrung findet. Nisthilfen und Haufen aus Laub, Reisig oder Totholz bieten Insekten, Igeln und anderen Kleintieren einen wichtigen Lebensraum.

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Nützlinge und Schädlinge

Zum Schutz vor Schädlingen wie Schnecken oder Blattläusen sollte man auf chemisch-synthetische Insektizide und Pestizide verzichten. Sie sind mit für den dramatischen Rückgang der Insekten verantwortlich. Besser ist es, gute Bedingungen für Nützlinge zu schaffen. So verspeisen zum Beispiel Vögel und Marienkäfer gerne Blattläuse, Igel lieben Schnecken. Auch Raupen und Schlupfwespen sind wichtige Nützlinge. Optimal ist ein möglichst ausgewogenes Verhältnis zwischen Schädlingen und Nützlingen, denn ohne Schädlinge können sich die Nützlinge nicht ernähren und damit vermehren.

Auch auf chemische Dünger sollte man unbedingt verzichten, sie beeinträchtigen auf lange Sicht die Bodenfruchtbarkeit. Natürliche Alternativen sind Kompost oder Brennnesseljauche.

TEXT: Kristina Simons
FOTOS: Vradiy Art / Stocksy, Tamara Pruessner / Stocksy, Alicia Brown /Stocksy,