Ratgeber

No. 31 – ALTER Wie teste ich die Gesundheit meines Körpers?

Speicheltest: Das biologische Alter messen

Mit Online- und Speicheltests lässt sich bequem von zu Hause das biologische Alter messen. Die epigenetische Lebensuhr gibt wichtige Hinweise zum Zustand des Körpers. Aber was können die Ergebnisse wirklich aussagen?

Das biologische Alter unseres Körpers kann erheblich vom kalendarischen Alter, wie es unser Geburtsdatum vorgibt, abweichen. Viele ältere Menschen fragen sich: Wie alt oder jung bin ich wirklich? Wie gesund bin ich? Und wie alt könnte ich werden? Das wahre Alter zu ermitteln war lange Zeit ein mühsames und schwieriges Unterfangen. Mittlerweile gibt es jedoch Onlinetests und vor allem epigenetische Tests, die man im Internet bestellen kann. Dabei reicht eine Speichelprobe, um den Zustand der Zellen im Labor zu untersuchen.

Die Lebensuhr des Körpers

„Diese Tests sind in der Tat schon besser, weil sie sich die epigenetischen Veränderungen anschauen und so dem biologischen Alter am nächsten kommen,“ sagt der Mediziner Joachim Steiner vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns. Die Epigenetik ist ein Art Verpackung der Gene: Durch sie kann die Aktivierung eines Gens ein- und ausgeschaltet bzw. runtergedimmt werden, ohne dass die DNA verändert wird.

Es war der Altersforscher Steve Horvath mit seinem Team, der 2013 die epigenetische Lebensuhr entdeckte. Bei dieser Methode werden die Veränderungen, die mit den Lebensjahren in der epigenetischen Verpackung der Gene entstehen, an Hunderten von DNA-Positionen gemessen, ein Algorithmus errechnet daraus das biologische Alter. Die Genauigkeit dieser Altersbestimmung liegt nach Angaben der Hersteller bei mittlerweile etwa 3,6 Jahren. Allerdings sind die Tests nicht ganz billig – die Preisspanne reicht von 100 bis 300 Euro.

Die epigenetische Lebensuhr zeigt das Alter des Körpers.

Der Mediziner Joachim Steiner ist der Ansicht, dass die angebotenen Tests noch nicht ausreichend untersucht sind. „Für einen Test, der keine medizinische Konsequenz nach sich zieht, vergleichsweise viel Geld auszugeben, halte ich für unnötig. Während ein gutes Ergebnis sicherlich persönlich erfreulich ist, könnte ein schlechtes Ergebnis sogar unnötige Angst auslösen.“

Steiner empfiehlt dagegen die klassische Medizin. Also zum Hausarzt gehen, sich die Laborwerte anschauen und sich fragen: Wie viel bewege ich mich, schlafe ich genug? Aus wissenschaftlicher Perspektive seien die Untersuchungen natürlich interessant. „Wenn zum Beispiel ein neues Medikament getestet wird, kann man vor und nach der Medikamentengabe Tests machen und prüfen, ob das Medikament etwas verändert hat“, erläutert Steiner. „Ich halte es aber für wichtiger, zur Krebsvorsorge zu gehen, als sein Alter bestimmen zu lassen. Aber Krebsvorsorge macht natürlich weniger Spaß.“

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Besser: sich um seine Gesundheit kümmern

Auch mit anderen Verfahren ist es zumindest in Grenzen möglich, eine Einschätzung über das biologische Alter zu bekommen. In Fitnessstudios oder Arztpraxen kann man zum Beispiel überprüfen lassen, wie es um die eigene Kraft- und Cardioleistung steht, wie beweglich man noch ist und wie gut der Stoffwechsel funktioniert.

Beliebt sind auch Fragebögen im Internet, die von Krankenkassen, aber auch Krankenhäusern und Instituten angeboten werden. Hier sind die Ernährungsgewohnheiten anzugeben, der Alkoholkonsum und mögliche Vorerkankungen. Manche Fragebögen sind noch etwas detaillierter und fragen auch nach Größe, Gewicht und Bauchumfang, Blutdruck, Cholesterinwerten und dem nüchternen Blutzuckerspiegel. Das Ergebnis liefert trotzdem nur eine ungefähre Abschätzung, da wichtige Biomarker bei einem Online-Test natürlich nicht berücksichtigt werden können.

Das hält jung: Gesund essen und in Bewegung bleiben

Mit einer anderen Methode kann man das biologische Alter der Gefäße bestimmen. Ein spezielles Blutdruckmessgerät misst die Pulswellengeschwindigkeit und zeigt dadurch unter anderem den Zustand der Blutgefäße an und den Grad der Arterienverkalkung. Mit der Messung, die sich besonders für Patientinnen und Patienten zwischen 20 und 60 Jahren eignet, lässt sich das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall genauer eingrenzen.

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Hoffnung macht auch ein neuer Bluttest, den Forschende der Stanford University vor zwei Jahren in der Fachzeitschrift Nature vorstellten. Dabei werden Tausende von Proteinen im Blut analysiert, um das Alter einzelner Organe zu ermitteln. Für die Studie wurden knapp 6.000 Teilnehmenden Gewebeproben aus den Organen entnommen und anschließend die Zusammenhänge zwischen Blutwerten und Organen bestimmt. „Das war ein immens aufwendiges Verfahren“, erklärt Joachim Steiner. Ein Ergebnis der Untersuchungen: Rund 20 Prozent der über 50-Jährigen hatten mindestens ein Organ, das älter war, als es hätte sein dürfen. Das Verfahren wird allerdings erst in einigen Jahren praxistauglich sein.

Die Tests für das biologische Alter können uns bestätigen, dass wir so jung ist, wie wir uns fühlen. Oder sie können ein Ansporn sein, mehr zu tun. Denn zu einem guten Teil haben wir es auch selbst in der Hand, ob wir bis ins Alter gesund bleiben. Sich regelmäßig bewegen und Sport treiben, ausreichend schlafen, sich ausgewogen mit viel Obst und Gemüse ernähren, auf schädliche Substanzen verzichten und gute soziale Kontakte pflegen – eigentlich ist es ganz einfach.

TEXT: Angelika Friedl
FOTOS: Fat Lads / Unsplash, Ground Picture / Shutterstock, Zeljkosantrac / iStock, Diya Pokharel / Unsplash