Pläne schmieden: Wohin geht der Weg?
Irgendwann kommt die Einsicht, dass der Lebensweg nicht endlos ist. Es stellen sich Fragen: Wie will ich die verbliebene Zeit sinnvoll nutzen? Welche Wünsche möchte ich mir noch erfüllen? Was möchte ich unternehmen, solange es noch geht? Es lohnt sich, Pläne zu schmieden. Nebenbei hält es sogar jung.
Die Pyramiden im Abendlicht sehen, sich ein Tattoo stechen lassen, mit dem Fallschirm abspringen, Lebensfreude entdecken. In dem Film Das Beste kommt zum Schluss spielen Jack Nicholson und Morgan Freeman einen Milliardär und einen Automechaniker, die beide schwer an Krebs erkrankt sind. Im Krankenhaus freunden sich die beiden Männer an und entwerfen eine sogenannte Löffelliste. Auf der stehen alle Dinge, die sie unbedingt noch erleben wollen, bevor sie „den Löffel abgeben“.
Im besten Fall wartet man mit seinen Wünschen nicht so lange wie Nicholson und Freeman. Vielmehr gilt die Devise: Je früher, desto besser. Persönliche Ziele zu verfolgen und Pläne zu schmieden hält sogar jung und kann womöglich das Leben um erstaunliche 13 Jahre verlängern. Das legen die Ergebnisse einer Studie der Universitätsmedizin Greifswald nahe, an der etwa 2400 Menschen teilnahmen.
„Wir konnten zeigen, dass jene Menschen länger leben, die das Älterwerden mit einer persönlichen Weiterentwicklung verbinden, die also viele Ideen und Pläne realisieren und weiterhin neue Dinge lernen wollen“, sagte die Gerontologin Susanne Wurm bei der Vorstellung der Studie. Vergleichsweise unwichtig war dabei, ob die Befragten das Älterwerden auch mit körperlichen oder sozialen Verlusten verbanden. Wurm und ihr Team bestätigten damit eine US-amerikanische Studie, die 2002 zu ganz ähnlichen Ergebnissen gekommen war. Hier lebten Menschen mit einer positiven Sicht auf das Älterwerden immerhin sieben Jahre länger.
Falsche Glaubenssätze über Bord werfen
Vor allem die Einstellung, für Pläne oder Aktivitäten sei es sowieso zu spät, erweist sich als Erzfeind des gesunden Alterns, meint die Wissenschaftlerin. Im wahrsten Sinn des Wortes alt aussehen lassen einen solche Glaubenssätze wie „das tue ich mir in meinem Alter nicht mehr an“ oder „das ist etwas für jüngere Leute“. Die Erfahrung zeigt, wer Pläne und Ziele hat, verwirklicht diese leichter als Menschen, die denken, dass im Alter sowieso alles nur noch schlechter wird. „Die Befunde geben gute Hinweise darauf, dass wir Menschen vor allem darin unterstützen sollten, ihr Älterwerden aktiv zu gestalten“, so das Fazit von Susanne Wurm.
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Was würden Sie gerne noch erleben?
Nehmen Sie sich Zeit, nachzudenken, wie Sie die nächsten Jahre verbringen wollen. Am besten schreiben Sie Ihre Ideen nieder, auf ein Blatt Papier oder in ein Tagebuch. Fragen Sie sich zum Beispiel, was Sie gut können, was Ihnen Spaß macht, wovon Sie träumen oder welche Dinge in Ihrem Leben bisher zu kurz gekommen sind. Manche Menschen reisen noch mit 80 um die Welt, wagen mit 68 den Schritt in die Selbständigkeit oder ziehen mit 74 auf einen Bauernhof, um sich zusammen mit anderen älteren Menschen um Schweine und Hühner zu kümmern.
Es geht nicht darum, der eigenen Jugend hinterher zu laufen. Vielmehr sollte man sich über seine Herzenswünsche klarwerden. Also vielleicht doch noch Italienisch lernen oder die verschütteten Klavierkenntnisse wiederbeleben? Eine andere Möglichkeit ist, ein Ehrenamt zu übernehmen. Hier zeigen die Statistiken, dass sich Ältere im Vergleich zu jüngeren Generationen überproportional stark engagieren.
Neugierig sein
Neugierde bzw. die Bereitschaft, Neues zu lernen, kann die Einstellung zum eigenen Leben erheblich verbessern. Doch dazu muss man bereit sein, sich auf Veränderungen einzulassen. Das ist manchmal gar nicht so einfach, Veränderungen können unbequem sein. Dafür wird man mit neuen Erfahrungen belohnt und lernt sich besser kennen. Warum nicht einen Nordic Walking-Kurs probieren, in eine Stadt fahren, die einem völlig fremd ist oder versuchen, selbst Brot zu backen, statt es wie bisher im Laden zu kaufen?
Es müssen keine großen Veränderungen sein. Manchmal eröffnen sich neue Perspektiven, wenn der gewohnte Spaziergang um zehn Minuten verlängert wird oder wir uns auf ein Gespräch mit dem Nachbarn einlassen, den wir sonst immer nur kurz grüßen. Bei größeren Vorhaben – vor denen man vielleicht zurückschreckt – zahlt es sich aus, klein anzufangen und sich in Etappen heranzutasten. Zum Beispiel vor der großen Alpenüberquerung ein paar Tagestouren im Mittelgebirge zu unternehmen, um seine Kondition zu trainieren.
Soziale Kontakte pflegen
Zahlreiche Studien zeigen, wie wichtig es ist, soziale Beziehungen zu pflegen, sei es zu Freunden und Freundinnen oder zur Familie. Kontakte zu anderen Menschen helfen uns, zufrieden und gesund zu bleiben. Freunde können außerdem ein Ansporn sein, Pläne in die Tat umzusetzen. Sie ermutigen uns am Ball zu bleiben, wenn wir die Alpenüberquerung auf die lange Bank schieben.
Ein solcher Freund ist auch Morgan Freeman in Das Beste kommt zum Schluss. Er erinnert den von Nicholson gespielten Millionär immer wieder daran, die Freude am Leben zu entdecken.
TEXT: Angelika Friedl
FOTOS: Uwe Moser / iStock, jacoblund / iStock, Charlie Harutaka / Unsplash