Editorial

Wäre es nicht schön, wenn wir unser Leben frei von Angst leben könnten? Wenn wir so sorgenfrei wären wie etwa Forrest Gump, der Held des gleichnamigen Hollywood-Klassikers? Mit unbekümmerter Leichtigkeit stolpert Forrest Gump von einem Abenteuer ins nächste, ohne irgendetwas Schlimmes zu erwarten – geradezu beneidenswert.

Aber selbst ein Forrest Gump beginnt zu rennen, als sein Leben bedroht wird. Keine Angst ist größer als die vor dem Tod. Das hat auch etwas Gutes: „Wenn ich weiß, dass ich ein Sterbender bin, kann ich viel intensiver leben“, meint der Bergsteiger Reinhold Messner dazu in unserer Ausstellung. Ja, diese Angst bewegt Menschen dazu, sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen und das Leben dadurch umso mehr zu schätzen.

Darüber hinaus können Ängste unsere Verantwortung stärken. Vielen unserer Sorgen, etwa um unsere Gesundheit, um die Familie, um Klima und Frieden, sind wir nicht willenlos, nicht hilflos ausgesetzt. Wir können etwas tun und uns beispielsweise um andere Menschen kümmern, uns für den Naturschutz oder Menschenrechte aktiv einsetzen.

Diese Ausgabe widmet sich dem Thema Angst, von der „German Angst“ über die Lust am Nervenkitzel bis zu unseren Ratgebern, wie man mit bestimmten Ängsten besser umgehen kann.

Susanne Anger

Sprecherin der Initiative "Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum"

Menschen

Die Angst nach dem Schuss

Der ehemalige Polizist Jürgen Röhr war dem Tod schon einmal sehr nahe. Er wurde angeschossen und schwer verletzt, die Ärzte gaben ihm kaum eine Überlebenschance. Nach drei Monaten im künstlichen Koma kämpfte sich Röhr langsam ins Leben zurück. Er gründete eine Selbsthilfegruppe und hilft seitdem anderen Polizistinnen und Polizisten, mit ihren Ängsten nach einem Schusswaffengebrauch umzugehen.

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Jürgen Röhr überlebte nur knapp eine schwere Schussverletzung.

Impulse

Was ist dran an der German Angst?

Den Deutschen wird nachgesagt, übermäßig ängstlich und grundlos besorgt zu sein. Mit Spott blicken unsere Nachbarländer auf die typisch deutsche Angst. Dabei hat sie auch ihre guten Seiten, wie der Historiker Frank Biess zeigt.

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Schutzanzug für den Katastrophenfall

Wissenswertes

Nervenkitzel: Die Lust am Bibbern und Zittern

Gruselige Filme, Fußball im Fernsehen, Glücksspiele und Mutproben lösen neben Angst auch Lust in uns aus. Woher kommt diese Lust am Nervenkitzel? War sie möglicherweise ein evolutionärer Vorteil? Warum manche Menschen mehr Aufregung brauchen als andere und Horrorfilme uns gut tun könnten.

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Ein Sprung in die Tiefe

Unsere Lieblinge

Lesetipp

Sarah Bosetti:

Sarah Bosetti nimmt sich populistische Zitate von Politikerinnen, Politikern und anderen Prominenten vor und beantwortet sie mit Gedichten. Ob Alice Schwarzer, Olaf Scholz, Wolfgang Kubicki oder Wladimir Putin – die Satirikerin nimmt die Leute beim Wort und entlarvt scharfsinnig ihre Sprache und Rhetorik: ruhig, nachdenklich und immer wieder enorm witzig. Im allgemeinen Gebrüll gelingt es ihr, den Blick darauf zu lenken, worum es wirklich geht und wovon der Populismus uns abzulenken versucht. Man muss nicht immer einer Meinung mit Bosetti sein, ein paar humorvolle Konjunktive mit ihr zusammen zu denken macht so oder so viel Spaß.

Sarah Bosetti: „Wer Angst hat, soll zuhause bleiben! Poesie gegen Populismus“. Rowohlt, 2023. 208 Seiten. 12 Euro

Der Nobelpreisträger Max Planck mit seiner Frau Margarete Planck

IDEEN, DIE BLEIBEN

Max-Planck-Gesellschaft

Das Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 bedeutet einen Neuanfang, auch in der Wissenschaft. Die Alliierten überlegen zunächst, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zu zerschlagen. Die renommierte Einrichtung für Grundlagenforschung hat eng mit dem NS-Regime kooperiert, ihre Institute liegen in Trümmern. Doch der britische Chemiker und Offizier Bertie Blount hat eine andere Idee: Er will eine neue Forschungsgesellschaft gründen, um das wissenschaftliche Erbe zu bewahren und zugleich neue demokratische Strukturen aufzubauen. Der weitgehend unbelastete Nobelpreisträger Max Planck übernimmt übergangsweise die Leitung, zunächst nur in der britischen Zone. 1948 wird – noch vor Gründung der Bundesrepublik – schließlich in Göttingen die Max-Planck-Gesellschaft als Nachfolgeorganisation gegründet. Vorsichtig läuft der Wiederaufbau unter westalliierter Kontrolle an. Finanziert wird die Gesellschaft zu gleichen Teilen durch Bund und Länder, um die Forschungsfreiheit zu sichern. Zunehmend öffnet sich die außeruniversitäre Einrichtung auch politisch relevanten Themen wie etwa Bildung, Friedensforschung oder Umweltschutz. Grundlagenforschung zu Klimawandel und demographischem Wandel ist heute wichtiger denn je. Mittlerweile, 75 Jahre nach ihrer Gründung, umfasst die Max-Planck-Gesellschaft über 80 Institute, 30 ihrer Mitglieder haben seit 1911 einen Nobelpreis erhalten.

Mehr lesen: weitere „Ideen, die bleiben“

 

 

63+

Die Zahl

Je älter wir werden, desto größer die Angst? Von wegen! Tatsächlich leiden Menschen über 60 Jahren deutlich seltener an Angststörungen als jüngere Erwachsene. Zudem sind ältere Menschen offenbar auch risikofreudiger als jüngere. In einer Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung entschieden sich die Probanden über 63 häufiger als die jüngeren für die riskantere von zwei Optionen. Die Älteren berichteten außerdem häufiger von positiven Gefühlen, die Jüngeren äußerten eher Angst vor Verlusten. Fazit der Studie: Die Probanden zwischen 63 und 88 Jahren waren besser gelaunt, optimistischer und damit auch eher bereit, Risiken einzugehen.

Schon gewusst?

Erbvertrag für unverheiratete Paare

Das gemeinschaftliche Testament erleichtert Eheleuten die Regelung des Erbes. Oft in der „Wir“-Form verfasst, genügt es, dass nur ein Ehepartner das Testament handschriftlich verfasst, solange der andere unterschreibt. Es ist allerdings nur Eheleuten oder eingetragenen Lebenspartnern vorbehalten. Für unverheiratete Paare, die sich für den Todesfall gegenseitig bzw. „gemeinsam“ absichern möchten, bietet sich der Erbvertrag an. Erbverträge sind zwar etwas aufwändiger, binden allerdings auch stärker und könnten damit genau die richtige Gestaltung sein. Sie müssen zwingend notariell beurkundet werden. Das bringt Notarkosten für den Vertragsschluss mit sich, heißt aber auch, dass Änderungen, Aufhebungen und Widerrufe nicht ohne Einwilligung aller Beteiligten und nicht ohne Notar wirksam werden können. Der Erblasser darf zu Lebzeiten zwar noch über sein Vermögen verfügen, doch Schenkungen dürfen nur erfolgen, sofern sie dem Vertragserben nicht objektiv schaden.

Michael Beuger, Partner der Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE

Das tut gut

Mit Hilfe von Spendengeldern fördert die Stiftung Bildung Demokratieprojekte in Schulen und Kitas.

Demokratie in Kitas und Schulen

Unsere Gesellschaft steht vor vielen Herausforderungen und mit ihr die Demokratie. Umso wichtiger ist es, dass Demokratie möglichst früh erlernt und erlebbar wird. Die spendenfinanzierte Stiftung Bildung fördert deshalb Projekte in Kitas und Schulen, in denen Kinder und Jugendlichen lernen, was Demokratie ausmacht, wie sie sich selbst mit ihren Ideen einbringen können und wie eine lebendige Gesellschaft gelingt – trotz unterschiedlicher Positionen. Spenden Sie jetzt und ermöglichen Sie allen Kindern und Jugendlichen beste Bildung.

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Dank zahlreicher Spenden ist action medeor in vergessenen Krisengebieten aktiv.

Hilfe in vergessenen Krisen

In der Demokratischen Republik Kongo, in Pakistan und in Malawi haben in den vergangenen 12 Monaten verheerende Naturkatastrophen schlimme Verwüstungen angerichtet. Zahlreiche Menschen wurden getötet, Häuser und Felder wurden zerstört. Doch in der medialen Berichterstattung sind diese schweren Krisen schnell wieder in Vergessenheit geraten. action medeor versorgt die Menschen in vielen Krisengebieten des Globalen Süden mit Medikamenten und medizinischen Hilfsgütern – direkt nach der Katastrophe, aber vor allem auch langfristig.

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Unter anderem mit Testamentsspenden ermöglicht die Max-Planck-Gesellschaft unabhängige Grundlagenforschung.

Pioniere des Wissens

Wissenschaft verändert die Welt. Ob Karl Zieglers erstes Patent für Plastik, Einsteins Relativitätstheorie, die Klimaforschung von Klaus Hasselmann und Paul Crutzen oder Emmanuelle Charpentiers Genschere – Forschung prägt unseren Alltag und lässt uns Mensch und Kosmos anders wahrnehmen. 30 Forschende der Max-Planck-Gesellschaft wurden dafür mit dem Nobelpreis geehrt. Zum 75-jährigen Jubiläum der Forschungsgesellschaft präsentiert eine Online- und Wanderausstellung diese „Pioniere des Wissens“, ihre Arbeit und deren Wirkung.

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Auch in der Türkei setzt sich Amnesty International für Menschenrechte ein - dank Testamentsspenden.

Freisprüche in der Türkei

Ein Gericht in Istanbul hat vier Mitglieder von Amnesty International freigesprochen. Sie waren im Sommer 2017 unter haltlosen Terrorismus-Vorwürfen festgenommen worden und saßen monatelang in Untersuchungshaft. Der damalige türkische Amnesty-Vorstandsvorsitzende Taner Kılıç war sogar 14 Monate inhaftiert. Laut dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte war seine Inhaftierung rechtswidrig und hing mit seiner Tätigkeit als Menschenrechtsverteidiger zusammen. Amnesty International hatte sich jahrelang für die vier eingesetzt.

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Finanziert durch Spenden hilft die Kinderherzstiftung Kindern mit angeborenem Herzfehler.

30 Jahre Kinderherzstiftung

Kinder mit einem angeborenen Herzfehler und ihre Familien stehen vor vielen Herausforderungen: Wo finde ich einen Kinderkardiologen? Welche Operationen sind möglich? Welche Reha-Angebote gibt es? Und kann ich mit meinem Kind in den Urlaub fahren? 1993 wurde daher in der Deutschen Herzstiftung die Kinderherzstiftung gegründet. Seit 30 Jahren finden hier betroffenen Familien Hilfe und Beratung ebenso wie Freizeiten für Kinder und Jugendliche. Die Webseite der Kinderherzstiftung bietet einen Überblick über die Angebote.

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Mit Hilfe von Spenden unterstützt CARE Deutschland Hebammen weltweit.

Hebammen-Alltag weltweit

Jede Geburt ist ein kleines Wunder. Doch die Umstände, unter denen Kinder das Licht der Welt erblicken, sind rund um den Globus sehr unterschiedlich. Die Ausstellung „Happy Birthday?! – der erste Atemzug“ zeigt den Alltag von sechs Geburtshelferinnen aus unterschiedlichen Ländern. Die spannenden Fotos stammen aus Mutter-Kind-Stationen, die die Hilfsorganisation CARE weltweit betreibt, um sichere Geburten zu ermöglichen. Denn die professionelle Betreuung vor, während und nach der Geburt kann lebensrettend sein.

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