Editorial

Der Krieg in der Ukraine macht es deutlich. Die grausamen Bilder von Tod und Zerstörung sind zum Verzweifeln. Doch gleichzeitig erleben wir eine neue Welle der Menschlichkeit. Vor allem in der Not beweisen wir, was in uns steckt, was uns als Menschen ausmacht: der spontane Altruismus, unsere Hilfsbereitschaft, wenn wir Leid erleben. Und es ist kein Geheimnis, dass es auch uns selbst gut tut, wenn wir anderen helfen.

Dafür brauchen wir aber weder Krieg noch Katastrophen. Gelegenheiten, anderen Menschen etwas Gutes zu tun, gibt es jeden Tag und an vielen Orten: bei der Arbeit, in der Familie, unter Nachbarn, auf der Straße oder im Supermarkt. Man muss sie nur nutzen! Auch wenn es meist um Kleinigkeiten geht, in der Summe haben viele kleine Taten eine große Wirkung auf unser Zusammenleben.

Menschlich zu handeln, ist immer auch ein Abenteuer. Oft wissen wir nicht, wie es ausgehen wird. Zu helfen, sich einsetzen, kann auch bedrückend und schmerzhaft sein, nicht selten müssen wir uns überwinden. Wir sollten uns dennoch drauf einlassen. Denn ohne jede Berechnung menschlich zu handeln, lässt uns das Glück spüren, für andere da zu sein und zeigt, wer wir wirklich sind: Einfach selbstverständlich menschlich.

Susanne Anger

Sprecherin der Initiative "Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum"

ZUM TITELBILD

Auf dem Weg in die Sicherheit: Zwei Kinder schauen aus dem Fenster ihres Zuges, der sie von Kiew in die Westukraine bringt.

Menschen

„Die Klagen dienen nicht nur dem Einzelfall.“

Der Anwalt Wolfgang Kaleck setzt sich weltweit für Menschenrechte ein. Er wählt den Rechtsweg und klagt vor internationalen Institutionen, um gegen Staatsfolter und Mord ebenso wie gegen die Ausbeutung von Menschen im Globalen Süden zu kämpfen. Ein Gespräch über die Bedeutung von Urteilen und wie er trotz allem Unrecht nicht verzweifelt.

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Wolfgang Kaleck, Gründer des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR)

Wissenswertes

Prothesen und Chips: Update für den Menschen

Seit etwa 30 Jahren wird an der Koppelung von Mensch und Maschine geforscht. Durch die Verbindung von Gehirn und Computer können Querschnittsgelähmte etwa Prothesen bewegen und künftig sogar kommunizieren. Je weiter die Forschung voranschreitet, desto dringender stellen sich Fragen jenseits der Technik: Was ist der Mensch – und was will er sein?

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Erweiterung des Menschen: Eine Hand besteht zur Hälfte aus mechanischen Teilen.

Impulse

Ethisches Handeln: Jede Tat hat eine Wirkung

Von der selbstlosen Heldentat bis zum Türaufhalten: Ethisches Handeln hat viele Facetten. Doch manchmal stehen wir vor einem moralischen Dilemma. Um im entscheidenden Moment das Richtige zu tun, hilft die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen. Und ein bisschen Übung.

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Hilfsbereit: Zwei Hände halten einen verletzten Vogel.

Unsere Lieblinge

LESETIPP

Unser Menschenbild ist geprägt von den schlechten Nachrichten, die wir jeden Tag hören. Je schrecklicher das Ereignis, desto größer unsere Aufmerksamkeit. Doch im Grunde sei der Mensch gut, meint der Historiker Rutger Bregman und sammelt dafür beeindruckende Belege. Egal ob Archäologie, Biologie oder Soziologie, überall häufen sich die Hinweise, dass sich der Mensch vor allem deswegen als Art durchsetzen konnte, weil er altruistisch veranlagt ist. Statt survival of the fittest, setzte sich der „Freundlichste“ durch. Bregmans äußerst unterhaltsamer Ritt durch Menschheitsgeschichte und Forschung gibt Anlass, weit verbreitete Überzeugungen zu überdenken. Wir sollten optimistischer auf die eigene Spezies blicken!
Rutger Bregman: „Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit.“ Rowohlt Verlag, 2020. 480 Seiten. 24 Euro

Das Zitat

Die Schriftstellerin Bertha von Suttner erhielt 1905 als erste Frau den Friedensnobelpreis.
© picture-alliance / IMAGNO / Austrian Archives
„Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder!“

Bertha von Suttner

1843 – 1914, Schriftstellerin und Pazifistin

Jakob von Uexküll mit den beiden ersten Preisträgern 1980.

IDEEN, DIE BLEIBEN

Right Livelihood Award

Der Deutsch-Schwede Jakob von Uexküll handelt mit wertvollen Briefmarken und kommt viel in der Welt herum. Er sieht die globalen Probleme wie Hunger und Umweltzerstörung. Er sieht aber auch, dass es viele Ansätze gibt, um die Probleme anzugehen. Allerdings wird den Ideen und den Menschen dahinter wenig Beachtung geschenkt. Uexküll will das ändern: Wer einen Nobelpreis verliehen bekommt, der wird ernst genommen! Deswegen verkauft Uexküll einen Teil seiner Briefmarkensammlung und bietet den Erlös von einer Million US-Dollar dem Nobelpreiskomitee an, um zwei neue Nobelpreise für Umweltschutz und Entwicklung ins Leben zu rufen. Das Komitee lehnt freundlich ab. Doch Uexküll gibt nicht auf und gründet 1980 – mit gerade mal 36 Jahren – seinen eigenen Preis, den Right Livelihood Award. Der Preis wird bald auch „Alternativer Nobelpreis“ genannt – eine treffende Bezeichnung. Mit dem Right Livelihood Award werden Menschen, die die Welt verändern, nicht nur geehrt. Der Preis ist auch eine direkte Unterstützung, er verschafft den Preisträgerinnen und -trägern Gehör, vernetzt sie mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten und trägt nicht selten dazu bei, sie vor politischer Verfolgung zu schützen.

Mehr lesen: weitere „Ideen, die bleiben“

69%

Die Zahl

Die beiden vergangenen Jahre der Corona-Pandemie haben sich positiv auf die Hilfsbereitschaft ausgewirkt. Bei Umfragen zum World Happiness Report 2022 gaben 69 Prozent der Befragten an, im vorangegangenen Monat einem fremden Menschen geholfen zu haben. 37 Prozent der Befragten hatten für den guten Zweck gespendet, 23 Prozent hatten sich ehrenamtlich engagiert. Insgesamt stieg demnach die Hilfsbereitschaft der Menschen weltweit um durchschnittlich 25 Prozent im Vergleich zum Zeitraum 2017 bis 2019. Bleibt zu hoffen, dass sich dieser Trend fortsetzt.

Schon gewusst?

Vererben oder vermachen?

Auch wenn beide Worte oft synonym verwendet werden – „vererben“ und „vermachen“ sind nicht dasselbe. Wer einen konkreten Gegenstand, Rechte oder Geld vermachen möchte, muss dies ausdrücklich in einem Testament oder Erbvertrag regeln. Die Erbschaft hingegen kann auch von Gesetzes wegen eintreten. Erbinnen und Erben erhalten dann automatisch die gesamten Vermögenswerte und Rechte, aber auch die Schulden. Gibt es mehrere Erbinnen und Erben, teilen sie sich alles. Dies schließt erst einmal auch vermachte Werte mit ein. Die oder der Begünstigte muss dann das Vermächtnis bei den Erben einfordern. Ein Vermächtnis ist damit nur sinnvoll, wenn man möchte, dass eine Person etwas Konkretes erhält, z.B. die Plattensammlung, das Auto oder eine Summe Geld. Der Vorteil ist, dass nur Vermögenswerte, aber keine Schulden vermacht werden. Der Nachteil ist, dass ein solcher Anspruch erst gegen die Erbinnen und Erben durchgesetzt werden muss – wenn die sich weigern, notfalls auch vor Gericht.

Michael Beuger, Partner der Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE

Das tut gut

Die Deutsche Herzstiftung informiert darüber, was bei Herzinfarkt zu tun ist.

Was tun im Notfall?

Jedes Jahr fallen in Deutschland ca. 65.000 Menschen dem plötzlichen Herztod zum Opfer. Wenn das Herz plötzlich stehen bleibt, ist schnelle Hilfe überlebenswichtig. Das Gute ist, jeder kann helfen! Die Deutsche Herzstiftung informiert darüber, was im Notfall zu tun ist: wie man einen Herzinfarkt erkennt, welche Symptome typisch jeweils für Frauen und Männer sind und wie man beim akuten Herzstillstand helfen kann. Eine Notfallkarte im Portemonnaie spart Zeit, wenn schnelle Hilfe nötig ist. Sie kann kostenlos bestellt werden.

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Unterstützt durch Spendengelder fördert Childfund neue Anbau- und Bewässerungsmethoden in Äthiopien.

Landwirtschaft anpassen

Mit dem Klimawandel nehmen die Dürren in Äthiopien zu. Eine veraltete Landwirtschaft, Entwaldung und Überweidung schädigen die Böden und lassen sie schnell vertrocknen. ChildFund unterstützt deswegen neun Dörfer dabei, die Armut durch neue Anbau-, Bewässerungs- und Düngetechniken zu überwinden. Viehzucht, Imkerei, Obst- und Gemüseanbau werden gefördert, um die Einkommen zu verbessern und die Abhängigkeit vom Getreide zu verringern. Das Projekt kommt vor allem den Kindern zugute, indem es ihre Zukunftschancen verbessert.

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CARE unterstützt die Zivilgesellschaft in der Ukraine - gefördert auch durch Testamentsspenden.

Flexible Hilfe vor Ort

In den Kriegsgebieten in der Ukraine sind vor allem Menschen zurückgeblieben, die nicht fliehen können: weil sie zu alt sind oder sich wegen einer Behinderung oder einer Krankheit nicht auf die Reise machen können. Sie werden vielerorts versorgt von zahlreichen Freiwilligen – mit beeindruckendem Engagement und großer Solidarität. Für eine flexibel Hilfe vor Ort unterstützt CARE Partner- und lokale Organisationen ebenso wie Freiwillige. Zudem stellt CARE Unterkünfte bereit, verteilt Nahrungsmittel, Wasser und Hygieneartikel.

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Die Heinz Sielmann Stiftung kauft mit Testamentsspenden Moorlandschaften, um sie zu bewahren.

Schutz der Moore

Moore sind nicht nur besondere Lebensräume für eine Vielfalt an Pflanzen und Tierarten. Ihre schwammigen Böden sind auch ein effektiver Schutz gegen Hochwasser. Zudem speichern sie große Mengen Kohlenstoff. Doch die Moore sind in Gefahr, sie drohen auszutrocknen. Die Heinz Sielmann Stiftung kauft deshalb unter anderem mit Hilfe von Testamentsspenden Flächen auf und revitalisiert sie. Allein in Brandenburg können so über 270 Hektar Moorlandschaft bewahrt bleiben. Weitere Flächenkäufe sind aktuell auch in Süddeutschland geplant.

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Die Stiftung Bildung stiftet mit Hilfe von Spendengeldern Patenschaften für geflüchtete Kinder und Jugendliche.

Patenschaften für geflüchtete Kinder

Wie lässt sich für aus der Ukraine geflüchtete Kinder das Ankommen erleichtern? Mit dem Programm Chancenpatenschaften bringt die Stiftung Bildung Kinder und Jugendliche mit und ohne Fluchterfahrung zusammen. Die Patenschaften helfen bei der sozialen und emotionalen Integration: etwa durch die gemeinsame Erkundung der neuen Umgebung, Ausflüge, Kunst- und Musikprojekte, Hausaufgabenhilfe oder Sportaktivitäten. Das 2016 entstandene Programm ist auf Spenden angewiesen – und mit dem Krieg in der Ukraine aktueller denn je.

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Handicap International versorgt Binnenvertriebene in der Ukraine, finanziert u.a. durch Testamentsspenden.

Binnenvertriebene in der Ukraine

Seit Beginn des Krieges sind rund 5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen, 8 Millionen Vertriebene suchen Schutz innerhalb des Landes. Viele leben in unterirdischen Sammelunterkünften und provisorischen Einrichtungen. Vor allem Ältere, Verwundete und Menschen mit Behinderung können nur unzureichend versorgt werden. Handicap International unterstützt im Osten des Landes die Unterkünfte und spendet Hygiene- und Mobilitätshilfen, etwa Rollstühle, Krücken, und Bettpfannen. Der Bedarf an Hilfe ist riesig, berichten Helfer vor Ort.

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Mit Hilfe von Spendengeldern schickt action medeor Medikamente und medizinisches Material in die Ukraine.

Nothilfe für die Ukraine

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine arbeiten die Krankenhäuser vor Ort an der Belastungsgrenze. Die Zahl der Patienten, die versorgt werden müssen, steigt täglich an. Viele sind verletzt, andere leiden an Unterkühlungen, Lungenentzündungen und chronischen Erkrankungen. Mehrmals pro Woche schickt action medeor LKW-Ladungen mit Medikamenten wie Schmerzmitteln und Antibiotika, aber auch mit Medizintechnik und medizinischem Material, darunter Infusionslösungen und Verbandsmaterial. Die Hilfslieferungen werden dringend benötigt.

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