Ratgeber

No. 32 – LIEBE Wir lieben Hunde. Lieben sie auch uns?

Können Hunde und Katzen Liebe empfinden?

Neuere Forschung ergründet, ob auch Tiere Gefühle empfinden können. Eines ist klar: Hunde und auch Katzen sind ihren Menschen sehr zugetan. Aber kann man dabei von Liebe sprechen? 

Hundebesitzer und -besitzerinnen sind überzeugt: Natürlich weiß mein Hund, wie es mir geht. Und wenn er mich freudig begrüßt und mit mir auf dem Sofa kuschelt, ist das doch der beste Beweis, dass er mich liebt! Tatsächlich ist die Frage aber nicht so einfach zu beantworten, wie es auf den ersten Blick scheint. Fühlt der Hund wirklich, dass er mich liebt? Hier muss man zwischen Gefühl und Emotion unterscheiden. Beide Begriffe werden oft synonym gebraucht. In der Psychologie dagegen sind Emotionen die inneren Stimmungen und körperlichen Reaktionen, die sich zum Beispiel als Trauer, Angst, Freude oder Wut ausdrücken. Aber nur wenn ich diese Emotionen auch subjektiv empfinden kann, spricht man von Gefühlen.

Forschende haben schon vor längerer Zeit herausgefunden, dass die Hirnregionen, in denen Emotionen entstehen, bei Menschen und Säugetieren gleich sind. Das heißt, Menschen und Säugetiere haben gleiche oder ähnliche emotionale Zustände. Die physiologischen Prozesse im Körper, die dafür sorgen, dass ein Hund mit hängenden Ohren unruhig hin und her läuft, verraten uns aber nicht, ob er die Angst und Unruhe, die wir in sein Verhalten hineininterpretieren, auch wirklich erlebt.

Hunde spüren unsere Stimmungen

„Es spricht nichts dagegen, dass Hunde Zuneigung fühlen können“, sagt die Biologin Juliane Bräuer, die die Forschungsgruppe HundeStudien am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena leitet. „Von Liebe würde ich nicht sprechen, das ist ein großes Wort“. In einer im vergangenen Jahr erschienenen Studie wiesen sie und ihr Team nach, dass Hunde die unterschiedlichen Gefühle ihrer Besitzerinnen genau wahrnehmen können. War der Mensch traurig, gehorchten die Hunde schlechter und waren lethargischer. Bei fröhlichen oder neutral gestimmten Menschen zeigten sie dagegen mehr Elan und folgten auch den Anordnungen besser.

Hunde zeigen Emotionen, empfinden sie auch Gefühle?

Tatsächlich gehen immer mehr Forschende davon aus, dass zumindest Säugetiere in unterschiedlichem Ausmaß auch Gefühle wie „ich freue mich“ oder „jetzt habe ich Angst“ empfinden. Vieles spricht dafür: Neben den gleichen Hirnregionen, die bei Menschen und Tieren beteiligt sind, gibt es viele Übereinstimmungen im Verhalten und in den körperlichen Reaktionen.

Allerdings glauben die Forschenden nicht, dass Hunde zum Beispiel eine so vielschichtige Empfindung wie Mitgefühl erleben. In der erwähnten Studie des Max-Planck-Instituts waren die Vierbeiner eher distanziert, wenn sich die Besitzer traurig gaben und verhielten sich nicht unbedingt tröstend. „Es ist bestimmt so, dass die Anwesenheit des Hundes für Menschen tröstlich ist. Und der Hund lässt sich von der Emotion des Menschen anstecken“, meint die Forscherin. Ob der Hund tatsächlich Mitgefühl empfindet, ist aber fraglich.

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Es geht nicht nur ums Futter

Die Verbindung von Mensch und Hund ist einzigartig. Seit etwa 30.000 Jahren – damals wurde der Wolf domestiziert – leben wir Seite an Seite. Hunde finden Menschen von Geburt an interessant und lernen früh, sich in ihrem Verhalten auf ihn einzustellen. Der Hund mag uns, eine Ziege tut das bestimmt nicht. Für den Hund ist sein Mensch ein Mitglied seines Rudels, dem er immer nah sein möchte.

Das liegt nicht nur daran, dass er vom Menschen sein Futter bekommt. Einige Studien konnten nachweisen, dass Hunden ein verbales Lob genauso wichtig ist wie Lob durch Leckerlies. Vor allem ist es das Hormon Oxytocin, das zuerst in der Mutter-Kind-Bindung gefunden wurde, das auch bei der Verbindung zwischen Hund und Mensch eine wichtige Rolle spielt. Langer Augenkontakt sowie Streicheln lassen den Oxytocin-Spiegel bei Hund und Mensch ansteigen.

 

Katzen sind Einzelgänger, aber dem Menschen zugetan

Die Katze, das unerforschte Wesen

Aber wie ist es mit anderen Säugetieren, sind sie dem Menschen ähnlich zugetan wie Hunde? Alle, die Katzen lieben, werden die Frage vermutlich bejahen. Wissenschaftliche Studien zur Mensch-Katze-Beziehung sind allerdings rar. „Es gibt wenig Forschung zu Katzen, weil das Studiendesign so schwierig ist und die Katze von Natur aus eher ein Einzelgänger ist“, erklärt die Biologin Bräuer. „Das ist untypisch, denn alle anderen Haustiere sind soziale Tiere“. Trotzdem glaubt sie, dass auch Katzen eine Bindung zum Menschen haben.

Pferde sind ebenfalls eine Tierart, zu der viele Menschen große Zuneigung empfinden. Im Unterschied zum Hund wurden Pferde erst vor ca. 5000 Jahren domestiziert. Zwischen Hunden und Pferden gibt es einige Gemeinsamkeiten. „Pferde folgen wie Hunde sogenannten Zeigegesten. Sie sind ähnlich sensibel dafür, ob Menschen ihnen gegenüber aufmerksam sind und sie anschauen“, erklärt Bräuer. Wenn ein sehr gutes Verhältnis besteht, wollen auch Pferde mit Menschen etwas gemeinsam machen. Der große Unterschied: Im Gegensatz zu Hunden sind die allermeisten Pferde am Ende doch lieber mit ihren Artgenossen zusammen.

TEXT: Angelika Friedl
FOTOS: TheDogPhotographer / iStock,  Judy Beth Morris / Unsplash, Sigmund / Unsplash