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No. 13 - STERBEN Wegweiser Hospiz: Hand eines älteren, sterbenden Menschen auf einer Bettdecke. Symbolbild. Hospizdienste, stationäre Hospize und SAPV-Teams ermöglichen ein Sterben in Geborgenheit und Würde. Ein Wegweiser für Betroffene und Angehörige. In: Prinzip Apfelbaum. Magazin über das, was bleibt. Foto: luftibong/Photocase.de

Hospizarbeit: Für einen würdevollen Abschied

Den idealen Ort zum Sterben gibt es nicht. Aber wer nicht im Krankenhaus sterben möchte, findet Alternativen. Hospizdienste und stationäre Hospize ermöglichen ein Sterben in Geborgenheit und Würde. Auch die palliative Versorgung, SAPV, spielt dabei eine Rolle. Ein Wegweiser für Betroffene und Angehörige.

Wegweiser Hospiz: Eine Hospizmitarbeiterin spricht mit einer schwerkranken Frau. Symbolbild. Hospizdienste, stationäre Hospize und SAPV-Teams ermöglichen ein Sterben in Geborgenheit und Würde. Ein Wegweiser für Betroffene und Angehörige. In: Prinzip Apfelbaum. Magazin über das, was bleibt. Foto: picture alliance/BSIP | Amelie-Benoist

Was ein Hospiz ist, weiß mittlerweile mehr als die Hälfte der Bundesbürger: ein Ort, an dem man sich nicht nur medizinisch, sondern auch psychisch und seelsorgerisch um todkranke Menschen kümmert. Meist sind es kleine, familiäre Einrichtungen. Anders als im Krankenhaus oder einer herkömmlichen Pflegeeinrichtung wird hier viel Wert auf eine angenehme Umgebung und Betreuung der Sterbenden und ihrer Angehörigen gelegt. Auch Renate M. dachte sofort an ein Hospiz, als es ihrer hochbetagten Mutter immer schlechter ging. „Ich war unzufrieden mit der Versorgung im Altenheim und wünschte mir, dass sie ihre letzten Tage in einem Hospiz verbringt“, erzählt sie. Doch das örtliche Hospiz lehnte die Aufnahme ab.

Stationäre Hospize

Bundesweit gibt es inzwischen etwa 260 solcher stationärer Einrichtungen. Die Plätze sind begehrt. Für die Aufnahme gelten deshalb klare Voraussetzungen. Patienten müssen an einer unheilbaren Krankheit leiden, die in absehbarer Zeit zum Tod führt. Und zweitens: Eine Behandlung im Krankenhaus ist nicht erforderlich, die Versorgung kann auch im eigenen Haushalt oder in der Familie stattfinden. In der Regel kann man also nicht einfach vom Pflegeheim in ein Hospiz wechseln.

SAPV-Teams versorgen Sterbende zu Hause

Wer wie Renate M. keinen Platz in einem stationären Hospiz bekommt, kann seine Angehörigen in häuslicher Umgebung betreuen lassen. „Zu Hause oder in einem Pflegeheim ist die Versorgung durch ein Team der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, möglich“, sagt Benno Bolze, Geschäftsführer des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes. Die sogenannten SAPV-Teams kommen zu den Patienten nach Hause oder ins Heim, wenn sie schwer erkrankt sind, eine aufwendige Betreuung benötigen und auf ihr Lebensende zugehen. Die Pflegekräfte sind 24 Stunden erreichbar und besonders geschult. Zum Team gehört zudem ein Palliativmediziner. Ihre Aufgabe ist es, Symptome und vor allem Schmerzen so gut wie möglich zu lindern. „Die SAPV-Versorgung wird zum Beispiel vom Hausarzt verordnet und muss von der Krankenkasse genehmigt werden“, erklärt Benno Bolze. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten in vollem Umfang. Auch private Krankenversicherungen zahlen meistens. Vorsichtshalber sollte man sich die Kostenübernahme aber vorher genehmigen lassen.

Ambulante Hospizdienste

Das Konzept der SAPV-Teams überzeugte Renate M. Allerdings wurde auch hier eine Versorgung ihrer Mutter abgelehnt: „Sie ist sehr schwach und wir rechnen eigentlich jeden Tag damit, dass sie stirbt. Aber sie leidet ja nicht an einer lebensbedrohlichen Krankheit.“ Deswegen wird ihre Mutter jetzt regelmäßig von ehrenamtlichen Hospizhelfern besucht. Gut 1.500 ambulante Hospizdienste gibt es im Bundesgebiet. Die Mitarbeitenden, die zuvor eine besondere Ausbildung absolviert haben, besuchen schwerstkranke und sterbende Menschen zu Hause oder im Heim. Sie kümmern sich um die Sterbenden, leisten ihnen Gesellschaft, machen Besorgungen und begleiten die Mahlzeiten. Hospizhelfer begleiten aber auch die Familien durch die Zeit des Sterbens und Abschiednehmens – und häufig auch in der Trauerphase.

Auszeit für Angehörige

Nach dem Pflegegesetz können sich Beschäftigte, die einen nahen Angehörigen in der letzten Lebensphase begleiten möchten, bis zu drei Monate vollständig oder teilweise freistellen lassen. Die Begleitung muss nicht zu Hause erfolgen. Mehr Infos gibt es auf wege-zur-pflege.de und am Pflegetelefon unter (030) 20179131.

Wie finde ich das richtige Angebot?

Gesetzliche und private Krankenkassen sind seit 2016 gesetzlich verpflichtet, über Palliativversorgung, Hospizdienste und -stationen in der Region zu informieren. Eine kostenlose Beratung bieten auch ambulante Hospizdienste und kommunale Pflegestützpunkte. Nicht zuletzt können Hausärzte und die Sozialdienste in Krankenhäusern weiterhelfen. Eine gute Anlaufstelle ist der Deutsche Hospiz- und Palliativverband. „Wir haben sehr viele Anfragen zu Fragen der Begleitung und Versorgung von Sterbenden, aber zum Beispiel auch zu Patientenverfügungen“, sagt Geschäftsführer Bolze.

Wegweiser Hospiz

Betroffene und Angehörige, die erfahrene Ärzte, Hospize und ambulante Dienste in ihrer Nähe suchen, werden hier fündig: Das Online-Portal Wegweiser Hospiz- und Palliativversorgung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin umfasst mehr als 3.200 Adressen in ganz Deutschland.

Die Kosten eines Hospizaufenthaltes werden zu 95 Prozent von den Krankenkassen übernommen. Die restlichen Kosten tragen die Hospize selbst, die sich durch Spenden und durch ehrenamtliche Hospizhelfer finanzieren. Gleiches gilt für ambulante Hospizdienste.

Egal ob ambulante oder stationäre Sterbebegleitung – Hospizarbeit und sepzialisierte palliative Versorgung machen ein Sterben in Würde möglich. Sie helfen dabei, dass Sterbenden und ihre Angehörigen den Tod wieder als einen Teil des Lebens erleben.

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TEXT: Angelika S. Friedl
FOTOS: luftibong/Photocase.de, picture alliance/BSIP/Amelie-Benoist, Mostafa Meraji/Unsplash