Editorial
Sterben, was für ein Thema! Niemand möchte sterben und doch werden wir es alle. Unweigerlich. Und wir alle kennen die Momente, in denen wir uns bang fragen: Wie wird es sein? Habe ich Angst oder sehne ich den Tod herbei? Habe ich Schmerzen, leide ich? Bin ich allein oder hält jemand meine Hand? Bin ich im Reinen mit mir und meinen Lieben? Wenn das Ende naht und nichts mehr zu ändern ist, gräme ich mich dann unglücklich über alle verpassten Chancen oder kann ich sagen: Ach, im Großen und Ganzen war es ein gutes Leben?
Über das Sterben nachzudenken, wenn es noch weit weg erscheint, nimmt uns die Angst. Es lässt uns bewusster leben. Da bin ich mir sicher. Deshalb widmen wir uns diesem schweren Thema in der neuen Ausgabe unseres Magazins. Wir fragen: Was wissen wir über das Sterben? Wie gehen wir damit um? Wie wollen wir sterben und wie können wir uns vorbereiten? Was zählt am Ende wirklich und was bleibt von uns, wenn wir nicht mehr sind? Lassen Sie sich anregen zu ganz eigenen Gedanken und neuen Perspektiven.
Susanne Anger
Sprecherin der Initiative
„Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum“
Der Streit um die letzte Würde
Es geht um nichts weniger als die Würde des Lebens trotz schwerster Krankheit – und um würdevolles Sterben. Nur um wenige Themen wird gesellschaftlich so gerungen wie um die Sterbehilfe. Der Wunsch eines Patienten, das eigene Leben zu beenden, bringt nicht nur Ärzte in Konflikte mit ihrem Gewissen und in eine rechtliche Grauzone. Auch Angehörige sind oft überfordert.
Weiterlesen...Erst geht der Geruch, am Ende das Hören
Was geschieht mit unserem Körper, wenn wir sterben? Was fühlen wir? Obwohl der Tod zum Leben dazu gehört, reden wir nicht gern darüber und wissen kaum etwas. Roland Schulz beschreibt in seinem Buch „So sterben wir“, was wir während unserer letzten Tage und Stunden erleben.
Weiterlesen...Unsere Lieblinge
Lesetipp
Sie begegnen sich nachts auf dem Friedhof: die depressive junge Paula und der wortkarge Rentner Helmut. Paula hat ihren kleinen Bruder verloren, Helmut die große Liebe seines Lebens. Gemeinsam machen sie sich auf die Reise, die Urne von Helmuts verstorbener Frau in die Berge zu bringen. Zwei schrullige Außenseiter in einem Wohnmobil, verbunden durch die Trauer: „Geht’s wieder?«, fragte er. „Nein.“ „Verstehe.“ Mit witziger Leichtigkeit und ohne jede Berührungsangst nähert sich Jasmin Schreiber dem Tod, dem Verlust und dem Ausnahmezustand der Trauernden. Das ist furchtbar traurig und gleichzeitig zum Lachen komisch.
Jasmin Schreiber: „Marianengraben“. Roman. Eichborn Verlag, 2020. 254 Seiten. 20 Euro.
Das Zitat
Du kannst dir nicht aussuchen,
wie du stirbst. Oder wann.
Du kannst nur entscheiden,
wie du lebst. Jetzt.
JOAN BAEZ
geb. 1941, US-amerikanische Sängerin und Aktivistin
BERÜHMTE TESTAMENTE
Mergardis und Johannes von Steren
Stifter im Mittelalter hoffen darauf, mit großzügigen Gaben ihr ewiges Seelenheil zu sichern. So ergeht es wohl auch dem Würzburger Patrizier Johannes von Steren und seiner Frau Mergardis, als sie 1316 das „Neue Spital“ für arme und pflegebedürftige Menschen gründen und es dem Heiligen Geist widmen. Doch zugleich gehört das Stifterehepaar zu einem neuen erstarkendem Bürgertum und zeigt sich durchaus selbstbewusst. Die Verwaltung des Spitals geht nicht, wie bislang üblich, an die Kirche, sondern bleibt in Bürgerhand. Weitere Zustiftungen vermögender Würzburger sichern die laufende Versorgung. Dazu gehören zahlreiche Weinberge, deren Produkte wichtige Einkünfte bringen. Die Weine mit dem Etikett „Bürgerspital Würzburg“ machen die Stiftung über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Und noch heute, 700 Jahre später, dient das Spital seinem ursprünglichen Zweck. Drei Seniorenwohnstifte und drei Seniorenheime, eine Tagespflege und ein ambulanter Dienst versorgen täglich rund 800 Menschen in Würzburg.
83,3 Jahre
Die Zahl
Die Zahlen steigen und steigen: Inzwischen ist die durchschnittliche Lebenserwartung Neugeborener auf 83,3 Jahre bei Mädchen und 78,5 Jahre bei Jungen geklettert. Bewegen wir uns in Richtung Unsterblichkeit? Wohl kaum. Die Statistik spiegelt vor allem den Rückgang der Kindersterblichkeit sowie die Demokratisierung der Lebenserwartung: Dank sauberem Wasser, besserer Ernährung und medizinischem Fortschritt erreichen hierzulande immer mehr Menschen ein hohes Alter. Unserem Dasein bleibt jedoch eine physiologische Grenze gesetzt.
Schon gewusst?
Gleichzeitiges Versterben
Viele Eheleute ergänzen ihr Testament um eine Klausel für den Fall, dass sie „gleichzeitig” oder „gemeinsam” sterben. Doch das ist ein Extremfall, der nur selten eintritt. Viel häufiger kommt es vor, dass beispielsweise die eine am Unfallort stirbt, der andere später auf der Intensivstation. Erbrechtlich macht das einen Unterschied, denn dann greift die gesetzliche Erbfolge bzw. das Testament des später verstorbenen Ehepartners. Viel wichtiger ist es daher zu bestimmen, wer erben soll, wenn ein Partner unmittelbar nach dem anderen stirbt. Dabei sollte man klare und juristisch eindeutige Formulierungen wählen, zum Beispiel: „Für den Fall, dass wir innerhalb von 3 Wochen nacheinander versterben, soll der länger lebende Ehegatte alleiniger Erbe sein und nach seinem Versterben unser Sohn X Erbe werden“ oder „Schlusserbin des länger lebenden Ehegatten soll unsere Tochter Y sein“.
Michael Beuger, Partner der Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE
Das tut gut