Gute Zeit: Freundschaften pflegen
Freundschaften können sich verlieren, etwa wenn der Beruf uns besonders fordert oder wenn Menschen umziehen oder sogar versterben. Im Ruhestand fällt zudem die tägliche Begegnung mit den Arbeitskolleginnen und -kollegen weg, es wird einsamer. Warum die Zeit mit anderen Menschen so wichtig ist und wie man mit Freundinnen und Freunden in Kontakt bleibt.
Manche Freundschaften halten ein Leben lang, sie sind ein kostbares Geschenk. Viele Menschen erfahren aber das Gegenteil. Ihr Freundeskreis schrumpft, je älter sie werden. Studien zeigen, dass wir ab dem Alter von 30 Jahren alle fünf Jahre durchschnittlich eine Freundin oder einen Freund verlieren.
Es gibt viele Gründe dafür. Ältere haben nicht mehr so viele Gelegenheiten wie Jüngere, neue Bekanntschaften zu machen. Manchen Menschen fällt es zudem schwerer, sich auf neue Begegnungen einzulassen. Und vor allem Männer verwechseln Kollegen mit Freunden und wundern sich, wenn im Ruhestand der Kontakt abbricht. Sie führen im Gegensatz zu Frauen oft funktionale Beziehungen.
Allein sein, aber nicht einsam
Wahr ist auch: Es kann guttun, sich Zeit für sich selbst zu nehmen – ein Buch zu lesen, endlich den Keller aufzuräumen oder auf einem langen Spaziergang seine innere Ruhe wiederzufinden. Doch selbst Menschen, die das Alleinsein sehr schätzen, brauchen ein soziales Netzwerk. Wir sollten uns Zeit für andere nehmen, damit aus dem erholsamen „allein“ kein „einsam“ wird. Das wusste auch der englische Schriftsteller Oscar Wilde: „Der Mensch ist ein soziales Wesen. Sogar die Wüste von Theben wurde schließlich besiedelt“.
Kleine Geschichte der Zeitmessung – Teil 4
Es ist nicht bekannt, wo und wann die erste mechanische Uhr erfunden wurde. Fest steht, dass die ersten Räderuhren in Klöstern entwickelt wurden, wo einerseits das nötige Wissen bestand, aber auch der Bedarf. Man wollte schließlich die Gebete zur richtigen Zeit verrichten. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde eine erste Uhr an einem Kirchturm in Mailand angebracht. Bald darauf folgten öffentliche Uhren in vielen anderen Städten, zunächst nur mit einem Stundenzeiger. Erst im 17. Jahrhundert kam der Minutenzeiger dazu.
Freunde halten fit
Eine aktuelle Meta-Studie der New South Wales Universität hat gerade wieder gezeigt, wie wichtig Freundschaften und Beziehungen für die körperliche und geistige Gesundheit sind. Die Studie ist bemerkenswert, weil die Forschenden viele Daten aus der ganzen Welt und unterschiedlichen sozialen Schichten ausgewertet haben. Einer der Erstautoren der Studie, der Psychologe Suraj Samtani zieht aus den Ergebnissen folgendes Fazit: „Versuchen Sie, sich mindestens einmal im Monat mit Freunden und Familie zu treffen, nehmen Sie an Gemeinschaftsaktivitäten teil und öffnen Sie jemandem Ihr Herz, wenn Sie sich gestresst fühlen. Auch das Zusammenleben mit anderen, zum Beispiel in einem generationenübergreifenden Haushalt, ist hilfreich“.
Amerikanische Forschende konnten 2015 in einer großen Meta-Analyse zeigen, dass einsame Menschen ein um 26 Prozent höheres Risiko aufwiesen, vorzeitig zu sterben. In den Daten von 3,4 Millionen Teilnehmenden hatten diejenigen, die sich einsam fühlten, einen deutlich höheren Kortisolspiegel als Menschen mit guten sozialen Beziehungen. Ein ständig erhöhter Pegel des Stresshormons Kortisol ist gefährlich, weil er das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Es lohnt sich also, alte Freundschaften zu pflegen oder neu zu beleben. Wir brauchen dazu ein bisschen Zeit und Geduld. Man könnte beispielsweise mal die Freundin, die man seit längerem nicht gesehen hat, anrufen oder ihr einen Brief schreiben, um den Kontakt wieder aufzufrischen. Alte Bekanntschaften kann man hin und wieder zu einem Kinoabend einladen, zum gemeinsamen Kochen oder zu einem Spieleabend. Auch eine gemeinsame Sportgruppe ist eine gute Möglichkeit, sich regelmäßig zu treffen und gleichzeitig etwas für die Gesundheit zu tun.
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Auch neue Bekanntschaften machen
Neue Freunde und Freundinnen kennenzulernen ist im Alter zugegebenermaßen nicht ganz einfach. Wir haben vielleicht nicht mehr so viel Energie, um nach außen zu gehen. Menschen können anstrengend sein. Oder wir bleiben aus Angst, beim ersten Treffen mit der neuen Gruppe nicht freundlich empfangen zu werden, lieber gleich zu Hause. Doch es lohnt sich, den Schritt zu wagen und Gelegenheiten für neue Kontakte zu schaffen: Indem man zum Beispiel Kurse an der Volkshochschule belegt, sich zu einem Tanzkurs anmeldet oder ein Ehrenamt übernimmt.
Der ehemalige SPD-Politiker Franz Müntefering sagte einmal treffend in einem Interview: „Wer sich zweimal die Woche trifft und gemeinsam spazieren geht, lernt garantiert neue Menschen kennen. Die sind dann zwar alt und die sind vielleicht auch komisch, aber besser mit komischen Leuten spazieren gehen als alleine zu Hause sitzen.“
TEXT: Angelika Friedl
FOTOS: Rob und Julia Campbell / Stocksy, portishead1 / iStock