Editorial
Wenn Menschen in Deutschland gefragt werden, was ihnen das Wichtigste im Leben ist, dann antworten sie: die Familie. Und zu den größten Wünschen gehört eine glückliche Familie. Aber nun ist das mit der Familie so eine Sache. Aussuchen kann man sie sich ja bekanntlich nicht und deshalb steckt in den Familienbeziehungen genauso viel Potential für Liebe wie auch für Streit.
Familie ist immer eine Herausforderung. Das muss so sein, schließlich werden an diese besondere Form der Gemeinschaft die größten Erwartungen gestellt. Aber in jeder Familie, auch in der glücklichsten, gibt es Phasen, in denen es knirscht, kracht und Tränen fließen. Wenn die Kinder kommen und alles nicht so einfach ist, wie vorgestellt. Wenn sie gehen und im Alltag fehlen. Wenn keine Kinder kommen, obwohl sie sehnlich erwartet werden. Wenn sich die Familie trennt und neu sortiert. Wenn sie wächst und neue Familienmitglieder dazukommen. Und nicht zuletzt: Wenn die für immer gehen, die so viel bedeuten.
Die Familie stürzt uns in emotionale Höhen und Tiefen. Sie gibt Halt, Stärke und Orientierung, im Schlechten wie im Guten. Und wir wollen mit ihr im Reinen sein. Insbesondere im Alter, wenn wir die Dinge regeln, die uns wichtig im Leben sind. Um das Thema Familie geht es deshalb auch in dieser neuen Ausgabe unseres Magazins. Eine Ausgabe über gemeinsame Geschichte und gegenseitige Verantwortung, über das Wetteifern, Streiten und Versöhnen, und über das, was bleibt.
Susanne Anger
Sprecherin der Initiative
"Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum"
Michael Wolffsohn,
dem Erbe verpflichtet
Nicht allein sein streitbarer Geist wurde Michael Wolffsohn in die Wiege gelegt. Von seinem Großvater erbte der Historiker eine soziale Wohnanlage in Berlin. Als Teil der Generationenkette führt er sie im Sinne der Gründer weiter. Ein Gespräch über Traditionen, Erbe und Verantwortung.
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Kinder, wir
müssen reden!
Über Geld spricht man nicht, schon gar nicht über den Tod. Dabei könnten viele Erbstreitigkeiten durch ein Gespräch zu Lebzeiten verhindert werden. Das sollte allerdings gut vorbereitet sein. Bei möglichen Konflikten kann ein professioneller Mediator helfen.
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Lesetipp
Ruhestand und endlich Zeit. Doch damit weiß Herr Kato nichts anzufangen. Eine Krawatte braucht er nicht mehr, zu Hause ist er im Weg, die Kinder sind längst ausgezogen. Die zufällige Begegnung mit der jungen Mie ändert das. Für ihre Agentur »Happy family« lässt er sich als „Familienmitglied auf Zeit“ buchen. Mal wird er als Opa, mal als Exmann engagiert. Er trifft auf fremde Menschen und Schicksale. Und er beginnt, sein eigenes Leben und seine Familie anders zu sehen. Ein nachdenkliches Buch über Erinnerungen, unerfüllte Träume und Neuanfänge.
Milena Michiko Flasar: „Herr Kato spielt Familie“. Roman
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2018. 176 Seiten, 20,00 Euro
Das Zitat
Es ist sonderbar, aber
Eltern sind auch Menschen
und sie sind, was die
Herstellung und die Aufzucht
von Nachwuchs betrifft,
so was wie
ungelernte Arbeiter.
LORIOT (Vicco von Bülow)
1923-2011, deutscher Humorist
Berühmte Vermächtnisse
Alfred Nobel
Das Geschenk, das der schwedische Erfinder und Industrielle Alfred Nobel der Welt hinterließ, ist zweifellos bestens bekannt. Mit seinem Testament vom 27. November 1895 begründete er die Stiftung, die bis heute die höchste Auszeichnung für Wissenschaft, Literatur und Frieden vergibt. Weniger geläufig ist indes der Familienzwist, der sich um das Erbe entspann.
Nobel, kinderlos und unverheiratet, arbeitete selbst wie besessen, meldete mehr als 350 Patente an und wurde zu einem der reichsten Männer seiner Zeit. Er war überzeugt: Geerbtes Vermögen mache faul. Lieber wollte er Menschen fördern, die hart an ihren Erfolgen arbeiteten und Ideen hatten. Einigen Verwandten gefiel das nicht. Dass es nicht zum Rechtstreit kam, ist seinem Neffen Emanuel zu verdanken. Das Oberhaupt der russischen Linie der Familie wollte den Letzten Willen seines Onkels erfüllt sehen und bewog die übrigen Angehörigen zum Einlenken. Damit nicht genug. Auch der schwedische König und die Institution, die Nobel mit der Preisvergabe beauftragt hatte, zögerten zunächst, die wegweisende Idee umzusetzen. Und so dauerte es fünf Jahre, bis 1901 endlich die ersten Nobelpreise verliehen werden konnten.
14.000.000
Die Zahl
So viele Großeltern gibt es in Deutschland. Und mehr. Denn das sind nur die über 60-Jährigen. Im Schnitt werden Frauen mit 51 und Männer mit 54 Jahren zum ersten Mal Oma bzw. Opa. Doch ganz egal wie alt, auf Großeltern ist Verlass! Etwa ein Drittel kümmert sich laut des Deutschen Alterssurvey regelmäßig um die Enkel. Übrigens: Den meist heiß ersehnten Lebensabschnitt können heutige Großeltern ausgiebig genießen. Dank der steigenden Lebenserwartung wird die gemeinsame Lebensspanne mit den Enkeln immer länger – und die Beziehung zwischen den Generationen enger. Gut, dass es Oma und Opa gibt!
Schon gewusst?
Berliner Testament
Mit dem Berliner Testament hält der Gesetzgeber eine Besonderheit für Ehepaare und eingetragene Lebenspartner bereit. Eine Art Vererben in zwei Schritten. Damit setzen sich die Partner gegenseitig als Alleinerben ein und benennen einen gemeinsamen Schlusserben. Diese besondere Form des gemeinschaftlichen Testaments ist beliebt. Sie sichert den überlebenden Partner ab und soll Streit vermeiden. Doch Vorsicht! Das Berliner Testament hat Tücken! Ändern kann man den Letzten Willen nämlich in der Regel nur gemeinsam zu Lebzeiten. Stirbt ein Partner, kann der Hinterbliebene kaum mehr frei entscheiden. Auch eine neue Liebe oder ein Streit mit den Kindern ändert daran nichts. Neue Lebensumstände, die sich nach dem Tod des einen Partners ergeben können, sollte man deshalb von vornherein bedenken.
Michael Beuger, Partner der Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE
DAS TUT GUT