Prinzip Apfelbaum - Magazin über das, was bleibt

No. 15 – MUT

No. 15 – MUT

© Jonas Bendiksen / Magnum Photos / Agentur Focus

© Jonas Bendiksen / Magnum Photos / Agentur Focus

Editorial

Kinder haben es einfacher. Sie haben magische Gefährten. Der tapfere Teddy und der Glücksdrache sprechen ihnen Mut zu: „Du kannst das! Hab Selbstvertrauen.“

Wann haben Sie das letzte Mal etwas richtig Mutiges getan? Erinnern Sie sich an das gute Gefühl? Wenn wir endlich gesprungen sind, obwohl es doch so fürchterlich hoch war. Wenn wir endlich das getan haben, was wir nie versucht haben und doch schon so lange ersehnten. Dann waren wir glücklich, zufrieden und stolz. Denn wir haben unsere Angst überwunden.

Mut und Angst gehören zusammen. Wer keine Angst hat, kann gar nicht mutig sein. Mut ist keine angeborene Charaktereigenschaft. Wir kommen nicht mutig auf die Welt, aber wir können mutig werden. Jeder von uns kann ein Held sein. Denn wenn uns etwas wirklich wichtig ist, haben wir auch den Mut, uns dafür einzusetzen. Wenn wir JA gesagt haben, obwohl ein NEIN viel bequemer gewesen wäre.

Hinsehen, sich verantwortlich fühlen. Eintreten für andere und für das eigene Leben. Das erfordert Mut, Selbstvertrauen. Dazu möchten wir Sie mit den Beiträgen in dieser Ausgabe ermutigen. Ich bin mir sicher: Oft braucht man am Anfang Mut, um am Ende glücklich zu werden.

Susanne Anger

Sprecherin der Initiative
"Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum"

Zum Titelbild

Skispringer beenden ihre Profi-Karriere meistens lange vor dem 40. Lebensjahr. Das heißt aber nicht, dass sie den Sport ganz aufgeben. Das Bild zeigt den 74-jährigen Jan Willy Oskal bei der Weltmeisterschaft der Skisprung-Veteranen in Vikersund, Norwegen (2019).

Menschen

Alt und voller Mut

Wenn in Deutschland gegen Rassismus und Antisemitismus demonstriert wird, sind sie immer häufiger dabei: die „Omas gegen Rechts“. Die älteren Frauen mit ihren Schildern fallen auf, mutig stellen sie sich rechten Aufmärschen entgegen. Zwei von ihnen sind die Erfurterin Gabriele Wölke-Rebhan und die Berlinerin Irmela Mensah-Schramm, die sich sogar „Ehren-Oma“ nennen darf: Sie macht seit 35 Jahren Jagd auf Nazi-Graffiti.

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Omas gegen Rechts protestieren gegen die AfD in Hamburg: Mutig stellen sich die älteren Frauen den Rechten entgegen.

Impulse

Nicht nur für Helden!

Der Stanford-Psychologe Philip Zimbardo hat sein Leben lang das Böse im Menschen erforscht – und dabei Formeln für das Gute entdeckt. Er ist überzeugt: Jeder kann ein Held sein und lernen, das Richtige zu tun. Und jede Heldentat beeinflusst auch andere Menschen in ihrem Handeln.

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Ein Superman- und ein Batman-Kostüm auf einer Wäscheleine: Jeder von uns kann Heldentaten vollbringen.

Wissenswertes

Ein guter Rat ans jüngere Ich

Am Ende ihres Lebens empfinden viele Menschen Reue: weil sie zu viel gearbeitet haben, weil sie zu wenig Zeit für andere hatten und weil sie sich zu selten erlaubt haben, glücklich zu sein. Oft fehlte der Mut, aus alten Gewohnheiten herauszutreten. Wie ein Brief an uns selbst dabei helfen kann, eine Veränderung anzustoßen.

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Eine Frau hält sich mit einem Lächeln Birnen an die Ohren. Es braucht Mut, glücklich zu sein.

Unsere Lieblinge

Lesetipp

Cover des Buches Findungen von Maria Popova

Es sind mutige Persönlichkeiten aus Kunst, Literatur und Wissenschaft, deren Lebenswege Maria Popova nachzeichnet: etwa der Astronom Johannes Keppler, der um 1609 die Umlaufbahn der Planeten berechnete, während seine Mutter als Hexe verurteilt wurde. Oder die Bildhauerin Harriet Hosmer, die Schriftstellerin Emily Dickinson und die Journalistin Margaret Fuller, die ihre Leitartikel in einer großen New Yorker Tageszeitung noch mit einem Stern unterschrieb, um nicht als Frau erkannt zu werden. Sie alle waren ihrer Zeit voraus, dachten das „Unvorstellbare“ und gingen trotz größter Widerstände ihren Weg. Zwischen den Jahrhunderten findet Popova überraschende Analogien und verwebt sie zu einer Geistesgeschichte – belesen und inspirierend.

Maria Popova: „Findungen“. Diogenes Verlag, 2020. 896 Seiten. 28 Euro.

Das Zitat

Der Schriftsteller Erich Kästner mit Katze
Foto: picture alliance/Hedwig Roslavlev/Keystone/Hedwig Roslavlev
„Erst wenn die Mutigen klug und die Klugen mutig geworden sind, wird das zu spüren sein, was irrtümlicherweise schon oft festgestellt wurde: ein Fortschritt der Menschheit.“

Erich Kästner

1899 – 1974, Schriftsteller

Der Gründer der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN Heli Dungler

Ideen, die bleiben

Vier Pfoten

Der Österreicher Helmut „Heli“ Dungler hatte eine Vision: Eine Welt, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Schon als Jugendlicher nahm er verletzte Vögel und Wildtiere auf und pflegte sie gesund. Der Umgang mit Tieren in Legebatterien, auf Pelztierfarmen, aber auch in Zirkussen entsetzte ihn. „Wer einmal in einer Pelztierfarm war, ist danach nicht mehr derselbe Mensch. Das ist Gewalt pur. Dieser Geruch von Angstschweiß und Exkrementen, den wirst du nie wieder los.“ Dungler arbeitete zunächst bei Greenpeace. 1988 gründete er schließlich mit Freunden die Organisation VIER PFOTEN, um sich ganz dem Tierschutz zu widmen – mit Erfolg: Legebatterien und Pelztierfarmen wurden in vielen europäischen Ländern abgeschafft. Doch der Visionär wollte mehr. Als begnadeter Netzwerker baute er VIER PFOTEN zu einer internationalen Organisation aus, die sich inzwischen weltweit für Wild-, Haus- und Nutztiere einsetzt und beispielsweise Schutzzentren für gerettete Wildtiere errichtet. Im Januar 2020 starb Heli Dungler, die von ihm gegründete Organisation kämpft weiter für das Wohl der Tiere.

Mehr lesen: weitere „Ideen, die bleiben“

90%

Die Zahl

In der U-Bahn oder auf der Straße wird jemand beleidigt oder sogar geschlagen und keiner schreitet ein? Der Bystander-Effekt ist gut untersucht: Je mehr Menschen anwesend sind, desto weniger fühlt sich der Einzelne verantwortlich. Doch Psychologen der Universität Lancaster geben Entwarnung, nachdem sie Bilder aus Überwachungskameras in Kapstadt, Amsterdam und Lancaster ausgewertet haben: In 90 Prozent der aufgezeichneten Konflikte schritt einer der Anwesenden ein. Und: Je mehr Menschen anwesend waren, desto eher war einer dabei, der half.

Schon gewusst?

Mündliche Erbversprechen

Es kostet einige Überwindung, doch es lohnt sich: mit den Erben persönlich darüber zu sprechen, wie man seinen Nachlass regeln möchte. Denn so lassen sich einige Missverständnisse und Enttäuschungen vermeiden. Mitunter werden in einem Erbengespräch auch Versprechen abgegeben. Die Tochter soll beispielsweise einmal den Schmuck bekommen, der älteste Enkel das gute Porzellanservice. Juristisch gesehen handelt es sich dabei um Schenkungen unter Lebenden, welche den Vorschriften über Verfügungen von Todes wegen unterstellt sind. Die Gegenstände sollen schließlich erst mit dem Tode des Schenkers auf den Beschenkten übergehen. Solche Schenkungen sind allerdings formbedürftig. Ein Versprechen wie „Du bekommst meinen Schmuck“ ist daher nur dann wirksam, wenn es beim Notar in gleichzeitiger Anwesenheit beider Parteien beurkundet wird. Ohne Beurkundung kann der Beschenkte keine Ansprüche auf den Gegenstand stellen, auch wenn er ihm einst versprochen worden war.

Michael Beuger, Partner der Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE

Das tut gut

Drei Kinder hüpfen an einem Seil.

Seilspringende Herzen

Laufen, Springen, Ballspielen – das gehört für viele Kinder nicht mehr selbstverständlich zum Alltag. Stattdessen verbringen sie viel Zeit am Computer oder schauen fern. Weltweit ist mehr als jedes fünfte Schulkind übergewichtig. Um Kinder zu mehr Bewegung zu motivieren, hat die Deutsche Herzstiftung das Präventionsprojekt „Skipping Hearts“ initiiert. Denn wer sich schon als Kind viel bewegt und gesund ernährt, verringert das Risiko, im Alter am Herzen zu erkranken. An den Workshops haben bereits mehr als 1.250.000 Kinder teilgenommen.

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Ein Hubschrauber der DRF Luftrettung mit fünfblättrigem Rotor landet

Fünfblättrige Retter

Ein ungewöhnlicher Anblick: Fünf Rotorblätter haben die neuen Hubschrauber, die die DRF Luftrettung im Laufe des Jahres in ihre Flotte aufnehmen wird – als erste Luftrettungsorganisation in der EU. Die hochmodernen Helikopter von Airbus können 150kg mehr Last an Board nehmen, beispielsweise zusätzliches medizinisches Personal, und weitere Strecken fliegen. Dank der technischen Investition kann die DRF Luftrettung künftig für Menschen in schwierigen medizinischen Notlagen noch bessere und schnellere Hilfe leisten.

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Eine Frau stützt einen alten Mann, der an Demenz erkrankt ist.

Angemessene Sprache

Sprache kann Respekt und Verständnis fördern oder stigmatisieren und herabwürdigen, wenn wir über Menschen mit Demenz sprechen. Die deutschsprachigen Alzheimer- und Demenz-Organisationen haben daher einen Sprachleitfaden herausgegeben, der gängige stigmatisierende Redewendungen aufgreift und alternative Formulierungen empfiehlt. „Die Worte, die wir wählen, beeinflussen Menschen mit Demenz und ihr soziales Umfeld sowie die gesamte Öffentlichkeit ganz entscheidend, sagt Sabine Jansen, Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.

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Ein Feuersalamander in einem Biotop der Heinz Sielmann Stiftung

Biotop unter alten Buchen

Hinter dem Weißensteiner Schloß auf der Schwäbischen Alp erstreckt sich ein naturnaher Wald, wie es ihn heute nur noch selten gibt. Unter alten Rotbuchen, Eichen, Ahornen und Eschen leben erstaunlich viele verschiedene Tiere, Pflanzen und Moose, darunter sogar Feuer¬salamander und Siebenschläfer. Dank großzügiger Spenden konnte die Heinz Sielmann Stiftung den intakten Lebensraum erwerben, der sich nun ohne Eingriff des Menschen weiterentwickeln kann. Ein wichtiges Projekt, um dem dramatischen Artenrückgang entgegenzuwirken.

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Ein Mitarbeiter am Mikrofon im neuen Podcast der Welthungerhilfe

Hilfseinsätze im Podcast

Wie gehen Menschen mit Armut und chronischem Hunger um, mit Naturkatastrophen und bewaffneten Kämpfen? Und wie kann man auch in einer scheinbar aussichtslosen Lage neue Perspektiven schaffen? Die Welthungerhilfe ist weltweit ist aktiv, derzeit in 36 Ländern. In einem Podcast berichten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ihren Erfahrungen unter anderem aus Uganda, Afghanistan und Nordkorea. Sie erzählen ganz persönliche Geschichten, vom Alltag in Krisengebieten und davon, wie Entwicklungszusammenarbeit gelingen kann.

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Leprakranke Menschen strecken ihre Hände auf einen Tisch. Das DAHW unterstützt die Behandlung.

Impfstoff gegen Lepra

Ein Lepra-Impfstoff rückt in greifbare Nähe. Erste Impfdosen werden in diesem Jahr im Rahmen einer klinischen Studie getestet. Unterstützt durch die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe könnte „LepVax“ dann 2025 zugelassen werden und die Krankheit endgültig besiegen. Lepra gehört zu den so genannten vernachlässigten Tropenkrankheiten. Zum Vergleich: Der Corona-Impfstoff ist innerhalb eines Jahres entstanden - dank optimierter Prozesse und enormer finanzieller Ressourcen. Die Forschung am Lepra-Impfstoff läuft dagegen seit 17 Jahren.

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Zwei Grundschülerinnen schauen durch große Lupen

Vielfalt in der Bildung

Schüler*innen bringen ein Musiktheater auf die Bühne, das sich mit nachhaltiger Mobilität beschäftigt. Im Bornaer Schülerblog RobiKids schreiben und podcasten junge Menschen mit Behinderung und in Karlsruhe entdecken Kita-Kinder über „hautfarbene“ Pflaster und alternative Sprachmöglichkeiten die Vielfalt der Welt. Drei Projekte, die sich für Chancengerechtigkeit einsetzen. Preiswürdig!, findet die Stiftung Bildung und verleiht ihnen den Förderpreis „Verein(t) für gute Kita und Schule“, der zum größten Teil aus Spenden finanziert wird.

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Frauen mit Wasserkaninstern an einem Brunnen in Somalia

Wasser für Vertriebene

In Somalia zwingen andauernde Kämpfe, aber auch Dürre und Überschwemmung immer wieder die Menschen zur Flucht. Die Binnenvertriebenen benötigen dringend sauberes Trinkwasser und eine Gesundheitsversorgung. action medeor hat nun gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation WARDI in der Region Banadir ein Wasserverteilsystem für mehr als 27.000 Menschen fertig gestellt. Zusätzlich werden Latrinen errichtet. Die Maßnahmen sind Teil eines umfangreicheren Projektes vor allem für eine bessere Gesundheitsversorgung.

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