Editorial
Kinder haben es einfacher. Sie haben magische Gefährten. Der tapfere Teddy und der Glücksdrache sprechen ihnen Mut zu: „Du kannst das! Hab Selbstvertrauen.“
Wann haben Sie das letzte Mal etwas richtig Mutiges getan? Erinnern Sie sich an das gute Gefühl? Wenn wir endlich gesprungen sind, obwohl es doch so fürchterlich hoch war. Wenn wir endlich das getan haben, was wir nie versucht haben und doch schon so lange ersehnten. Dann waren wir glücklich, zufrieden und stolz. Denn wir haben unsere Angst überwunden.
Mut und Angst gehören zusammen. Wer keine Angst hat, kann gar nicht mutig sein. Mut ist keine angeborene Charaktereigenschaft. Wir kommen nicht mutig auf die Welt, aber wir können mutig werden. Jeder von uns kann ein Held sein. Denn wenn uns etwas wirklich wichtig ist, haben wir auch den Mut, uns dafür einzusetzen. Wenn wir JA gesagt haben, obwohl ein NEIN viel bequemer gewesen wäre.
Hinsehen, sich verantwortlich fühlen. Eintreten für andere und für das eigene Leben. Das erfordert Mut, Selbstvertrauen. Dazu möchten wir Sie mit den Beiträgen in dieser Ausgabe ermutigen. Ich bin mir sicher: Oft braucht man am Anfang Mut, um am Ende glücklich zu werden.
Susanne Anger
Sprecherin der Initiative
"Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum"
Zum Titelbild
Skispringer beenden ihre Profi-Karriere meistens lange vor dem 40. Lebensjahr. Das heißt aber nicht, dass sie den Sport ganz aufgeben. Das Bild zeigt den 74-jährigen Jan Willy Oskal bei der Weltmeisterschaft der Skisprung-Veteranen in Vikersund, Norwegen (2019).
Nicht nur für Helden!
Der Stanford-Psychologe Philip Zimbardo hat sein Leben lang das Böse im Menschen erforscht – und dabei Formeln für das Gute entdeckt. Er ist überzeugt: Jeder kann ein Held sein und lernen, das Richtige zu tun. Und jede Heldentat beeinflusst auch andere Menschen in ihrem Handeln.
Weiterlesen...Ein guter Rat ans jüngere Ich
Am Ende ihres Lebens empfinden viele Menschen Reue: weil sie zu viel gearbeitet haben, weil sie zu wenig Zeit für andere hatten und weil sie sich zu selten erlaubt haben, glücklich zu sein. Oft fehlte der Mut, aus alten Gewohnheiten herauszutreten. Wie ein Brief an uns selbst dabei helfen kann, eine Veränderung anzustoßen.
Weiterlesen...Unsere Lieblinge
Lesetipp
Es sind mutige Persönlichkeiten aus Kunst, Literatur und Wissenschaft, deren Lebenswege Maria Popova nachzeichnet: etwa der Astronom Johannes Keppler, der um 1609 die Umlaufbahn der Planeten berechnete, während seine Mutter als Hexe verurteilt wurde. Oder die Bildhauerin Harriet Hosmer, die Schriftstellerin Emily Dickinson und die Journalistin Margaret Fuller, die ihre Leitartikel in einer großen New Yorker Tageszeitung noch mit einem Stern unterschrieb, um nicht als Frau erkannt zu werden. Sie alle waren ihrer Zeit voraus, dachten das „Unvorstellbare“ und gingen trotz größter Widerstände ihren Weg. Zwischen den Jahrhunderten findet Popova überraschende Analogien und verwebt sie zu einer Geistesgeschichte – belesen und inspirierend.
Maria Popova: „Findungen“. Diogenes Verlag, 2020. 896 Seiten. 28 Euro.
Das Zitat
„Erst wenn die Mutigen klug und die Klugen mutig geworden sind, wird das zu spüren sein, was irrtümlicherweise schon oft festgestellt wurde: ein Fortschritt der Menschheit.“
Erich Kästner
1899 – 1974, Schriftsteller
Ideen, die bleiben
Vier Pfoten
Der Österreicher Helmut „Heli“ Dungler hatte eine Vision: Eine Welt, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Schon als Jugendlicher nahm er verletzte Vögel und Wildtiere auf und pflegte sie gesund. Der Umgang mit Tieren in Legebatterien, auf Pelztierfarmen, aber auch in Zirkussen entsetzte ihn. „Wer einmal in einer Pelztierfarm war, ist danach nicht mehr derselbe Mensch. Das ist Gewalt pur. Dieser Geruch von Angstschweiß und Exkrementen, den wirst du nie wieder los.“ Dungler arbeitete zunächst bei Greenpeace. 1988 gründete er schließlich mit Freunden die Organisation VIER PFOTEN, um sich ganz dem Tierschutz zu widmen – mit Erfolg: Legebatterien und Pelztierfarmen wurden in vielen europäischen Ländern abgeschafft. Doch der Visionär wollte mehr. Als begnadeter Netzwerker baute er VIER PFOTEN zu einer internationalen Organisation aus, die sich inzwischen weltweit für Wild-, Haus- und Nutztiere einsetzt und beispielsweise Schutzzentren für gerettete Wildtiere errichtet. Im Januar 2020 starb Heli Dungler, die von ihm gegründete Organisation kämpft weiter für das Wohl der Tiere.
90%
Die Zahl
In der U-Bahn oder auf der Straße wird jemand beleidigt oder sogar geschlagen und keiner schreitet ein? Der Bystander-Effekt ist gut untersucht: Je mehr Menschen anwesend sind, desto weniger fühlt sich der Einzelne verantwortlich. Doch Psychologen der Universität Lancaster geben Entwarnung, nachdem sie Bilder aus Überwachungskameras in Kapstadt, Amsterdam und Lancaster ausgewertet haben: In 90 Prozent der aufgezeichneten Konflikte schritt einer der Anwesenden ein. Und: Je mehr Menschen anwesend waren, desto eher war einer dabei, der half.
Schon gewusst?
Mündliche Erbversprechen
Es kostet einige Überwindung, doch es lohnt sich: mit den Erben persönlich darüber zu sprechen, wie man seinen Nachlass regeln möchte. Denn so lassen sich einige Missverständnisse und Enttäuschungen vermeiden. Mitunter werden in einem Erbengespräch auch Versprechen abgegeben. Die Tochter soll beispielsweise einmal den Schmuck bekommen, der älteste Enkel das gute Porzellanservice. Juristisch gesehen handelt es sich dabei um Schenkungen unter Lebenden, welche den Vorschriften über Verfügungen von Todes wegen unterstellt sind. Die Gegenstände sollen schließlich erst mit dem Tode des Schenkers auf den Beschenkten übergehen. Solche Schenkungen sind allerdings formbedürftig. Ein Versprechen wie „Du bekommst meinen Schmuck“ ist daher nur dann wirksam, wenn es beim Notar in gleichzeitiger Anwesenheit beider Parteien beurkundet wird. Ohne Beurkundung kann der Beschenkte keine Ansprüche auf den Gegenstand stellen, auch wenn er ihm einst versprochen worden war.
Michael Beuger, Partner der Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE
Das tut gut