Prinzip Apfelbaum - Magazin über das, was bleibt

No. 5 – ENTSCHEIDEN

No. 5 – ENTSCHEIDEN

© Peter Marlow / Magnum Photos / Agentur Focus

© Peter Marlow / Magnum Photos / Agentur Focus

Editorial

Entscheidungen, jeden Tag treffen wir unzählige. Kleine, größere und auch solche, die lange wirken oder das ganze Leben umdrehen. Ja oder nein? Rechts oder links? Soll ich es wagen oder lieber nicht? Wir alle kennen diese Zweifel und nicht zuletzt die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen. Aber auch die Erleichterung und Zufriedenheit, wenn wir den Entschluss endlich gefasst haben.

Forscher beginnen gerade erst zu verstehen, was bei Entscheidungen in uns vorgeht, und warum sie uns oft schwer fallen. Lange dachte man, es komme vor allem auf den Verstand an. Inzwischen weiß man: Ohne Gefühl ist selbst der Verstand hilflos. Und je wichtiger eine Entscheidung ist, desto mehr ist eine gute Balance von Kopf und Bauch gefragt.

Entscheiden ist deshalb das Thema dieser Ausgabe. Wir lassen Menschen zu Wort kommen, die sich längst entschieden haben, etwas Bleibendes zu hinterlassen. Wir fragen nach, wie man zu guten Entscheidungen kommt. Und wir bieten praktische Entscheidungshilfen für den Letzten Willen. Viel Stoff für Herz und Verstand – und für gute Entscheidungen. Selbst wenn wir nie ganz sicher wissen, ob diese der beste Weg zum Glück sein werden. Zumindest können wir uns nichts vorwerfen. Schließlich handeln wir verantwortungsbewusst nach bestem Wissen und Gewissen.

Susanne Anger

Sprecherin der Initiative
"Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum"

Impulse

Entscheide dich! Aber wie?

Jeden Tag stehen wir vor unzähligen Entscheidungen. Besonders schwer fallen oft weitreichende Entschlüsse, die sich kaum mehr umkehren lassen. Zum Glück gibt es kluge Wege, um zu einer guten Entscheidung zu kommen. Der Kopf ist wichtig. Und die Intuition hilft uns dabei.

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Gut entscheiden: Eine Frau steht vor vollen Supermarktregalen, Draufsicht. Symbolbild: Unzählige Entscheidungen treffen wir jeden Tag. Für eine gute Entscheidung braucht es Verstand und Intuition, Bauch und Kopf. In: Prinzip Apfelbaum. Magazin über das, was bleibt. Foto: Bernard Hermant/Unsplash

Menschen

„Es geht darum, sich menschlich zu verhalten.“

Wie kommt jemand dazu, sich zu engagieren und einen Teil seiner Lebenszeit und auch seines Geldes für andere zu geben? Ein Gespräch mit drei Menschen, die Haltung zeigen und Werte weitergeben. Sie blicken in ihre Vergangenheit, berichten von ihren Erfahrungen und erzählen, was von ihnen bleiben soll.

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Entschieden, Gutes tun: Heike von Lützau-Hohlbein im Gespräch. Seit Mutter und Schwiegermutter an Demenz erkrankten, engagiert sie sich bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft – mit Zeit und ihrem Erbe. In: Prinzip Apfelbaum. Magazin über das, was bleibt. Foto: Initiative

Wissenswertes

Mit Sachverstand
und Feingefühl

Den Letzten Willen zu formulieren, ist eine komplexe Aufgabe. Wer sicher gehen will, holt sich Hilfe bei Profis. Ob Anwalt, Mediator oder Hilfsorganisation – gute Beratung hat nicht nur rechtliche Aspekte im Blick, sondern auch die ganz persönlichen Entscheidungen.

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Beratung für den Letzten Willen: Lotse auf einem Rollfeld. Symbolbild: Auch für den Letzten Willen zu, kann man sich Hilfe von Profis holen. Anwälte, Mediatoren oder Hilfsorganisationen helfen beim Entscheiden. In: Prinzip Apfelbaum. Magazin über das, was bleibt. Foto: rbstevens/iStock

Unsere Lieblinge

Lesetipp

Lesetipp: Cover des Buches

Der alternde Schriftsteller Christoph begegnet der 20 Jahre jüngeren Schauspielerin Lena, die seiner einstigen Liebe Magdalena verwirrend ähnlich ist. Christoph erkennt in Lena und ihrem Freund Chris seine eigene Vergangenheit. Wie er damals ist auch sein Doppelgänger ein junger erfolgloser Schriftsteller, der ein Buch über seine Freundin schreiben will. Vor 20 Jahren scheiterte die Liebe. Wird sich alles noch einmal wiederholen? Die Liebesgeschichte, die Peter Stamm erzählt, ist ein raffiniertes Verwirrspiel, das nach dem Schicksal fragt. Wie würden wir handeln, wenn wir eine zweite Chance hätten? Wie hätte das eigene Leben verlaufen können? Und wieviel Einfluss haben wir überhaupt darauf?

Peter Stamm: „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“. Roman.
Verlag S. Fischer, 2018. 160 Seiten, gebunden. 20,00 Euro.

Das Zitat

Zitat: Schwarzweiß-Porträt des Schriftstellers Elias Canetti. Prinzip Apfelbaum – Magazin über das, was bleibt. Ausgabe: Entscheiden. Foto: picture alliance / IMAGNO/Otto Breicha
© picture alliance / IMAGNO/Otto Breicha
Man weiß nie, was daraus wird,
wenn die Dinge verändert werden.
Aber weiß man denn, was daraus wird,
wenn sie nicht verändert werden?

Elias Canetti

1905-1994, österreichisch-britischer Schriftsteller

Berühmte Testamente: Porträt des Physikers und Stifters Ernst Abbe auf einer DDR-Briefmarke, 1956. Die von ihm gegründete Carl-Zeiss-Stiftung sorgte für das Wohlergehen der Mitarbeiter und fördert die Wissenschaft. Ein Erbe für den guten Zweck. In Prinzip Apfelbaum. Magazin über das, was bleibt. Foto: picture alliance / imageBROKER

Berühmte Vermächtnisse

Ernst Abbe

Als Sohn eines Vorarbeiters in einer Spinnerei kannte Ernst Karl Abbe das Elend der Arbeiterschicht. Doch Abbe hatte Glück. Der Spinnerei-Eigentümer finanzierte ihm das Studium, dann erhielt er als junger Physiker einen wichtigen Auftrag bei der Firma Zeiss. Carl Zeiss war so begeistert von Abbe, dass er ihn sogar zum Miteigentümer der Firma machte. Der einstige Arbeitersohn wurde ein erfolgreicher Unternehmer, der seine soziale Verantwortung nicht vergaß. 1889 gründete Ernst Abbe die Carl Zeiss-Stiftung, die heute wohl älteste unternehmensverbundene Stiftung Deutschlands, und machte sie zur alleinigen Eigentümerin der Firma. Mit seinem Stiftungsstatut sicherte Abbe die Umsetzung seiner Ziele auch nach seinem Tod. Er sorgte für das Wohlergehen der Mitarbeiter – bei Zeiss wurden Kranken- und Urlaubsgeld, Pensionszahlungen, Beteiligung am Ertrag und schließlich der Achtstundentag eingeführt, Reformen, mit denen Abbe seiner Zeit weit voraus war. Außerdem regelte er, wie künftige Unternehmensgewinne die Wissenschaft fördern sollten. Die Stiftung wurde zum wichtigsten Geldgeber der Jenaer Universität, der Ernst Abbe seinen Aufstieg zu verdanken hatte.

20.300.000

Die Zahl

So viele Urkunden sind derzeit im Zentralen Testamentsregister gespeichert. Bei jedem Todesfall in Deutschland geht automatisch eine Anfrage an dieses “Verzeichnis der letzten Entscheidungen“. Kein Testament oder Erbvertrag soll vergessen werden. Immerhin über die Hälfte der Fälle ergibt einen Treffer. Gesetzlich ist es jedem selbst überlassen, wo er sein Testament hinterlegt. Auch wenn es nicht ratsam ist, das Dokument zuhause im Schrank oder in einer staubigen Vase zu verstecken. Schließlich soll der Letzte Wille schnell gefunden und in die Tat umgesetzt werden.

Schon gewusst?

Den Letzten Willen ändern

Es sind die letzten Entscheidungen, doch endgültig sind sie noch nicht. Denn solange man lebt, kann man sein Testament in der Regel noch einmal ändern. Das geht recht unkompliziert: Einzelne Passagen lassen sich – versehen mit Unterschrift, Ort und Datum – einfach handschriftlich ergänzen oder streichen. Bevor das Testament aber durch zahlreiche Zusätze mehr Verwirrung als Klarheit schafft, sollte lieber ein neues verfasst werden. Wer seine Meinung gründlich ändert, kann seinen Letzten Willen ganz widerrufen: entweder vernichten, die Ungültigkeit vermerken oder ein neues Testament schreiben. Und schließlich ist auch der Widerruf des Widerrufs möglich. Schwieriger wird es hingegen bei Ehegatten- oder Gemeinschaftstestamenten. Denn hier müssen in der Regel alle Parteien einer Änderung zustimmen.

Michael Beuger, Partner der Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE

Das tut gut

Das tut gut: Nahaufnahme eines Kindes, das aus einem Glas Wasser trinkt. Zu viel Nitrat im Boden gefährdet das Trinkwasser. Die Deutsche Umwelthilfe klagt für sauberes Wasser. Sie ist Mitglied der Initiative

Klage für sauberes Wasser

Um deutsche Gewässer steht es schlecht. Weil Bauern noch immer zu viel Dünger und Gülle einsetzen, geraten überschüssige Nitrate in unser Grundwasser. An jeder vierten Messstation wurden die Grenzwerte wiederholt überschritten; unter allen 28 EU-Staaten weist Deutschland gar die zweithöchste Nitratbelastung des Grundwassers auf. Auch das Trinkwasser ist mittlerweile belastet. Ein erhebliches Gesundheitsrisiko! Die Deutsche Umwelthilfe hat nun eine Klage für „Sauberes Wasser“ eingereicht, um die Bundesregierung zum Handeln zu drängen.

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Das tut gut: Im ländlichen Tansania macht action medeor Medikamente zugänglich. Vorstand Christoph Bonsmann zeigt Schwester Sophia das neue Medikamentenlager in Makambako. medeor ist Mitglied der Initiative

Medikamente für Schwester Sophia

Wer in Tansania krank wird, muss oft weite Wege auf sich nehmen. In ländlichen Regionen fehlt es an Arzneimitteln und medizinischer Versorgung. In der kleinen Stadt Makambako hat action medeor nun ein neues Medikamentenlager eingerichtet. Krankenhäuser und Gesundheitsstationen können hier schneller lebenswichtige Medikamente erhalten – statt wie bisher stundenlange Fahrten antreten zu müssen. Es ist der dritte Standort des Hilfswerks in Tansania und ein großer Meilenstein auf dem Weg, die Gesundheitsversorgung im Land zu verbessern.

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Das tut gut: Ausschnitt des Erklärvideos, in dem Greenpeace zeigt, wie man ein Testament verfasst. Greenpeace ist Mitglied der Initiative

In drei Schritten zum Testament

Wir sind Gäste auf diesem Planeten – und das auch nur für kurze Zeit. Wir erben die Erde von unseren Vorfahren und reichen sie an zukünftige Generationen weiter. Mit einem Testament lässt sich eine lebenswerte Welt auch in Zukunft mitgestalten! Doch wie schreibe ich einen Letzten Willen? Was ist der Unterschied zwischen Erbe und Vermächtnis? Worauf sollte ich achten? Ein neues, kompaktes Erklärvideo von Greenpeace zeigt, wie man Schritt für Schritt mit einem Testament beginnen kann. Ein erster Entwurf ist einfacher, als gedacht.

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Das tut gut: Naturfilmer Heinz Sielmann bei Dreharbeiten an der deutsch-deutschen Grenze, 1988. Heute ist der Todesstreifen ein Paradies für die Natur, dank vieler Testamentsspenden. Die Heinz Sielmann Stiftung ist Mitglied der Initiative

Grünes Band statt Grenze

Schwarzstörche staksen über Wiesen, Eulen rufen, Luchse verstecken sich im Unterholz. Zwischen Harz und Thüringer Wald, wo einst der Todesstreifen der innerdeutschen Grenze verlief, prägen heute Feuchtwiesen und Buchenwälder die Landschaft. Schon gut 300 gefährdete Tier- und Pflanzenarten finden im Biotopverbund Eichsfeld-Werratal Schutz. Dank vieler Testamentsspenden, mit der die Heinz Sielmann Stiftung Grundflächen erwerben kann, wird Naturschutz und Naturerleben besonders auch für unsere Kinder gefördert und Artenvielfalt gesichert.

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