Editorial
Entscheidungen, jeden Tag treffen wir unzählige. Kleine, größere und auch solche, die lange wirken oder das ganze Leben umdrehen. Ja oder nein? Rechts oder links? Soll ich es wagen oder lieber nicht? Wir alle kennen diese Zweifel und nicht zuletzt die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen. Aber auch die Erleichterung und Zufriedenheit, wenn wir den Entschluss endlich gefasst haben.
Forscher beginnen gerade erst zu verstehen, was bei Entscheidungen in uns vorgeht, und warum sie uns oft schwer fallen. Lange dachte man, es komme vor allem auf den Verstand an. Inzwischen weiß man: Ohne Gefühl ist selbst der Verstand hilflos. Und je wichtiger eine Entscheidung ist, desto mehr ist eine gute Balance von Kopf und Bauch gefragt.
Entscheiden ist deshalb das Thema dieser Ausgabe. Wir lassen Menschen zu Wort kommen, die sich längst entschieden haben, etwas Bleibendes zu hinterlassen. Wir fragen nach, wie man zu guten Entscheidungen kommt. Und wir bieten praktische Entscheidungshilfen für den Letzten Willen. Viel Stoff für Herz und Verstand – und für gute Entscheidungen. Selbst wenn wir nie ganz sicher wissen, ob diese der beste Weg zum Glück sein werden. Zumindest können wir uns nichts vorwerfen. Schließlich handeln wir verantwortungsbewusst nach bestem Wissen und Gewissen.
Susanne Anger
Sprecherin der Initiative
"Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum"
„Es geht darum, sich menschlich zu verhalten.“
Wie kommt jemand dazu, sich zu engagieren und einen Teil seiner Lebenszeit und auch seines Geldes für andere zu geben? Ein Gespräch mit drei Menschen, die Haltung zeigen und Werte weitergeben. Sie blicken in ihre Vergangenheit, berichten von ihren Erfahrungen und erzählen, was von ihnen bleiben soll.
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Mit Sachverstand
und Feingefühl
Den Letzten Willen zu formulieren, ist eine komplexe Aufgabe. Wer sicher gehen will, holt sich Hilfe bei Profis. Ob Anwalt, Mediator oder Hilfsorganisation – gute Beratung hat nicht nur rechtliche Aspekte im Blick, sondern auch die ganz persönlichen Entscheidungen.
Weiterlesen...Unsere Lieblinge
Lesetipp
Der alternde Schriftsteller Christoph begegnet der 20 Jahre jüngeren Schauspielerin Lena, die seiner einstigen Liebe Magdalena verwirrend ähnlich ist. Christoph erkennt in Lena und ihrem Freund Chris seine eigene Vergangenheit. Wie er damals ist auch sein Doppelgänger ein junger erfolgloser Schriftsteller, der ein Buch über seine Freundin schreiben will. Vor 20 Jahren scheiterte die Liebe. Wird sich alles noch einmal wiederholen? Die Liebesgeschichte, die Peter Stamm erzählt, ist ein raffiniertes Verwirrspiel, das nach dem Schicksal fragt. Wie würden wir handeln, wenn wir eine zweite Chance hätten? Wie hätte das eigene Leben verlaufen können? Und wieviel Einfluss haben wir überhaupt darauf?
Peter Stamm: „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“. Roman.
Verlag S. Fischer, 2018. 160 Seiten, gebunden. 20,00 Euro.
Das Zitat
Man weiß nie, was daraus wird,
wenn die Dinge verändert werden.
Aber weiß man denn, was daraus wird,
wenn sie nicht verändert werden?
Elias Canetti
1905-1994, österreichisch-britischer Schriftsteller
Berühmte Vermächtnisse
Ernst Abbe
Als Sohn eines Vorarbeiters in einer Spinnerei kannte Ernst Karl Abbe das Elend der Arbeiterschicht. Doch Abbe hatte Glück. Der Spinnerei-Eigentümer finanzierte ihm das Studium, dann erhielt er als junger Physiker einen wichtigen Auftrag bei der Firma Zeiss. Carl Zeiss war so begeistert von Abbe, dass er ihn sogar zum Miteigentümer der Firma machte. Der einstige Arbeitersohn wurde ein erfolgreicher Unternehmer, der seine soziale Verantwortung nicht vergaß. 1889 gründete Ernst Abbe die Carl Zeiss-Stiftung, die heute wohl älteste unternehmensverbundene Stiftung Deutschlands, und machte sie zur alleinigen Eigentümerin der Firma. Mit seinem Stiftungsstatut sicherte Abbe die Umsetzung seiner Ziele auch nach seinem Tod. Er sorgte für das Wohlergehen der Mitarbeiter – bei Zeiss wurden Kranken- und Urlaubsgeld, Pensionszahlungen, Beteiligung am Ertrag und schließlich der Achtstundentag eingeführt, Reformen, mit denen Abbe seiner Zeit weit voraus war. Außerdem regelte er, wie künftige Unternehmensgewinne die Wissenschaft fördern sollten. Die Stiftung wurde zum wichtigsten Geldgeber der Jenaer Universität, der Ernst Abbe seinen Aufstieg zu verdanken hatte.
20.300.000
Die Zahl
So viele Urkunden sind derzeit im Zentralen Testamentsregister gespeichert. Bei jedem Todesfall in Deutschland geht automatisch eine Anfrage an dieses “Verzeichnis der letzten Entscheidungen“. Kein Testament oder Erbvertrag soll vergessen werden. Immerhin über die Hälfte der Fälle ergibt einen Treffer. Gesetzlich ist es jedem selbst überlassen, wo er sein Testament hinterlegt. Auch wenn es nicht ratsam ist, das Dokument zuhause im Schrank oder in einer staubigen Vase zu verstecken. Schließlich soll der Letzte Wille schnell gefunden und in die Tat umgesetzt werden.
Schon gewusst?
Den Letzten Willen ändern
Es sind die letzten Entscheidungen, doch endgültig sind sie noch nicht. Denn solange man lebt, kann man sein Testament in der Regel noch einmal ändern. Das geht recht unkompliziert: Einzelne Passagen lassen sich – versehen mit Unterschrift, Ort und Datum – einfach handschriftlich ergänzen oder streichen. Bevor das Testament aber durch zahlreiche Zusätze mehr Verwirrung als Klarheit schafft, sollte lieber ein neues verfasst werden. Wer seine Meinung gründlich ändert, kann seinen Letzten Willen ganz widerrufen: entweder vernichten, die Ungültigkeit vermerken oder ein neues Testament schreiben. Und schließlich ist auch der Widerruf des Widerrufs möglich. Schwieriger wird es hingegen bei Ehegatten- oder Gemeinschaftstestamenten. Denn hier müssen in der Regel alle Parteien einer Änderung zustimmen.
Michael Beuger, Partner der Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE
Das tut gut