Editorial
Schaut man in ein Wörterbuch, findet man viele Bedeutungen für das Bewahren. Bewahren heißt erhalten, schützen und retten, sichern und konservieren. Bewahren heißt aber auch verteidigen. Oft benutzen wir das Wort zusammen mit „Es lohnt sich…“.
Und tatsächlich, es lohnt sich, lieb gewordene Dinge aufzuheben. Das zerfledderte Fotoalbum oder die schöne Rosentasse, aus der Oma nur am Sonntag den Kaffee trank. Was für andere nur ein belangloser Gegenstand ist, ist für uns mit Erinnerungen aufgeladen. Sie zu bewahren, stützt unsere eigene Geschichte, unsere Identität. Es lohnt sich, das zu retten und zu schützen, was unser Planet an Schönheit und Vielfalt bietet. Deshalb ist das Naturkundemuseum ein spannender Ort. Die Sammlungen bewahren nicht nur Schätze unserer Natur, sie befördern auch das Nachdenken über die Zukunft. Es lohnt sich genauso – und besonders in den gegenwärtig schwierigen Zeiten – unsere Liebe und Zuneigung zu anderen Menschen zu bewahren. Die Zuversicht zu behalten, dass es wieder besser werden wird. Und unsere Werte zu verteidigen: Gemeinsinn und Mitgefühl. Zusammenhalt. Die Achtung von Wahrheit und Meinungsfreiheit.
Ja, es lohnt sich, zu bewahren, was uns schon immer wichtig war und auch in Zukunft Bestand haben soll. Sei es die Kaffeetasse, eine vielfältige Natur oder eine solidarische Welt. Was wollen Sie bewahren? Lassen Sie sich von unserer neuesten Magazin-Ausgabe inspirieren.
Susanne Anger
Sprecherin der Initiative
„Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum“
Geschichte wird gemacht
Zeitgeschichte spiegelt sich gerade in den vermeintlich kleinen Dingen und ganz persönlichen Erlebnissen. Umso wichtiger ist es, das Erlebte weiterzutragen, in die Öffentlichkeit oder die eigene Familie. Denn nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und verantwortungsbewusst handeln.
Weiterlesen...Die Dinge unseres Lebens
Einen Haushalt aufzulösen, ist mehr als nur eine Sperrmüllaktion. Die Dinge des Alltags, die Lieblingssachen der Verstorbenen, die Fotos und Briefe, auf die man beim Aufräumen stößt: All das weckt Erinnerungen, auch Überraschungen sind möglich. Ein Nachlass ist immer eine Reise in die Vergangenheit – in die der Verstorbenen und oft genug auch in die eigene.
Weiterlesen...Unsere Lieblinge
Lesetipp
Dieses Wörter-Buch schwelgt in der Vielfalt und Fülle der deutschen Sprache, mal historisch, mal poetisch, mal witzig, mal alles zusammen. Eine Einladung, sich Wörter auf der Zunge zergehen zu lassen und ihrem Hintersinn zu begegnen. Kuriose Ortsnamen stehen neben Wortschöpfungen von Luther, den Namen deutscher Punkbands und Goethes Liebesbekundungen. Vom ständigen Wandel der Sprache zeugen fast ausgestorbene Wörter wie Kaltmamsell. Mancher Versuch, die Sprache von Fremdwörtern reinzuhalten, scheiterte: Aus dem Journal wurde zwar das Tagebuch, doch das Lotterbett konnte das Sofa nicht verdrängen. Die Wunderkammer ist eine Entdeckungstour – durch einen Reichtum, den es allemal zu bewahren lohnt.
Thomas Böhm und Carsten Pfeiffer (Hrsg.) Die Wunderkammer der deutschen Sprache. Sachbuch. Verlag Das kulturelle Gedächtnis, 2019. Gebunden. 304 Seiten. 28 Euro.
Das Zitat
Gerade wer das Bewahrenswerte bewahren will, muß verändern,
was der Erneuerung bedarf.
WILLY BRANDT
1913-1992, deutscher Politiker, 4. Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
BERÜHMTE TESTAMENTE
Robert Bosch
Er ist seiner Zeit in vielem voraus: 1861 als eines von 12 Geschwistern auf der Schwäbisch Alp geboren, studiert Robert Bosch nie an einer Hochschule. Dennoch richtet er seine 1886 gegründete „Werkstätte für Feinmechanik“ konsequent auf technische Innovationen aus, unter anderem für die gerade aufkommenden Automobile. Bosch ist ein erfolgreicher ebenso wie verantwortungsbewusster Unternehmer. Schon 1906 führt er den Acht-Stunden-Tag ein und ermöglicht seinen Mitarbeitern die Aus- und Fortbildung: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne zahle.“ Regelmäßig spendet der „rote Bosch“ großzügige Teile seines Gewinns für gemeinnützige Zwecke. Als Robert Bosch 1942 stirbt, widmet er seinen Nachlass, „neben der Linderung von allerhand Not vor allem auf die Hebung der sittlichen, gesundheitlichen und geistigen Kräfte des Volkes hinzuwirken.“ Die Robert Bosch Stiftung erhält 92 Prozent der Anteile am Unternehmen und fördert damit bis heute Gesundheit, Völkerverständigung, Bildung und Erziehung, Kunst und Wissenschaften.
173.876
Die Zahl
Die Biodiversity Heritage Library ist eine Schatzkiste: Hier werden naturhistorische Bücher über Tiere und Pflanzen, die weltweit verstreut in Bibliotheken stehen, digitalisiert und Forschenden zur Verfügung gestellt. Viele der Schriften sind über 100 Jahre alt, manche stammen sogar aus dem 15. Jahrhundert. Das Beste: Über 170.000 Illustrationen gibt es jetzt online zum Staunen und freien Herunterladen – beeindruckende Zeichnungen etwa von Blumen, Kraken und sogar einer Meerjungfrau. Sie helfen, die Folgen der Klimakrise zu erforschen – und zeigen, welche Vielfalt in Gefahr ist.
Schon gewusst?
Was darf in den Reißwolf?
Sie schlummern in vielen Aktenordnern: alte Kontoauszüge, Rechnungen, Verträge, Urkunden. Welche Unterlagen können weg und welche sollte man besser aufbewahren? Das fragen sich vor allem Erben, die die Dokumente genauso wie die Rechte und Pflichten des Verstorbenen übernehmen. Eine verbindliche erbrechtliche Vorgabe gibt es dafür nicht, aber Orientierung: Für private Unterlagen gelten – anders als viele meinen – so gut wie keine Aufbewahrungspflichten. Sie sollten jedoch so lange aufgehoben werden, bis die Angelegenheit erledigt bzw. die Verjährungsfrist abgelaufen ist. Nur von einigen Dokumenten wie wichtigen Urkunden sollte man sich niemals trennen. Anders sieht es aus, wenn der Erblasser z.B. ein Handelsgewerbe betrieben hat. Dann müssen Handelsbücher, Inventare, Eröffnungsbilanzen und Jahresabschlüsse zehn Jahre, Steuerunterlagen sechs bzw. zehn Jahre aufbewahrt werden. Der Rat in diesem Fall: Fallstricke vermeidet, wer sich rechtlich beraten lässt.
Michael Beuger, Partner der Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE
Das tut gut