Editorial
Glück, das ist genau das, was wir in unseren schönsten Momenten im Leben fühlen. Dummerweise kann man es nicht einfangen, um es für schlechte Zeiten aufzuheben. Aber man kann durchaus was tun, für’s Glück. So kann Lesen und Nachdenken beim Glück-Finden helfen. Deshalb widmet sich die erste Ausgabe unseres neuen „Magazin über das, was bleibt“ in vielen Facetten diesem schier unerschöpflichen Thema.
Und manchmal findet man Glück auch völlig unverhofft. Zum Beispiel in der Bahn. Ein ICE von Hamburg nach Leipzig an einem trüben Freitagnachmittag. Plötzlich steht da eine Frau mit Kindern, im Arm einen Korb voll Rosen. „Entschuldigen Sie die Störung!“, bittet sie die Reisenden. „Mein Vater, unser Opa, ist der Lokführer dieses Zuges. Das ist seine letzte Fahrt, bevor er in Rente geht. Er hat seine Fahrgäste immer gemocht, obwohl er sie in 45 Jahren fast nie gesehen hat. Heute wollen wir das ändern. Falls Sie mögen, könnten Sie meinem Vater eine Rose schenken?“
Ankunft in Leipzig: In einer nicht enden wollenden Schlange stellen sich Geschäftsreisende, Familien, Bundeswehrsoldaten, Wochenendausflügler an, um dem Lokführer mit einem Dankeschön ins offene Lokfenster eine Rose zu reichen. Niemand ist ungeduldig. Keine Hektik. Alle lächeln. Ein Lokführer mit tränennassen Wangen in einem Berg von Rosen. Jede und jeder spürt: Das ist Glück! So einfach. So schön. Ein Glücksmoment für alle. Ein Moment, der bleibt.
Susanne Anger
Sprecherin der Initiative
"Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum"
Warum Schenken
glücklich macht
Wirtschaftlich gesehen ist Schenken zwecklos. Wer aber anderen aus vollem Herzen eine Freude macht, fühlt sich selbst auch glücklicher. Warum schenken glücklich macht, haben Forscher unlängst in einem Experiment untersucht.
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Zurückschauen,
Zufriedenheit gewinnen
Mit dem Älterwerden kommt für viele die Zeit, zurückzuschauen. Das hat etwas Gutes. Mit der richtigen Technik gelingt nicht nur die Lebensbilanz. Sie macht auch den Blick frei für das, was noch kommt.
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Lesetipp
Seit vielen Jahren besucht Karsten Thormaehlen Hundertjährige auf der ganzen Welt. Er nimmt ihr Porträt auf und lässt sie über ein langes und erfülltes Leben erzählen. In seinem neuen Bildband „100 Jahre Lebensglück – Weisheit, Liebe, Lachen“ stellt der preisgekrönte Fotograf 52 weise und lebensfrohe Menschen vor. Mit seinen reduzierten, persönlichen Fotografien und kurzen Texten voller Humor und Herz ist das Buch eine beeindruckende Hommage an das Alter.
Karsten Thormaehlen: „100 Jahre Lebensglück – Weisheit, Liebe, Lachen“.
Knesebeck Verlag, 120 Seiten, 60 farbige Abbildungen, 24,95 Euro
Das Zitat
Keinen verderben zu lassen,
auch nicht sich selber,
jeden mit Glück erfüllen,
auch sich. Das ist gut.
BERTOLT BRECHT
(1898 - 1956), deutscher Dramatiker und Lyriker
Berühmte Vermächtnisse
Johann Friedrich Städel
„Zum Besten hiesiger Stadt und Bürgerschaft“, so schrieb es Johann Friedrich Städel 1815 in sein Testament. Ein echter Glücksfall für Frankfurt! Denn mit seinem Erbe gründete der Bankier und Händler die erste bürgerliche Museumsstiftung in Deutschland – heute bekannt als Städel Museum. Städel selbst lebte zurückgezogen, blieb unverheiratet und kinderlos. Als Mensch der Aufklärung galt seine Leidenschaft der Kunst und der Bildung. So wurde „Kunst für alle“ zum Motto seines Letzten Willens. Dabei bewies Städel Mut und Fantasie, sein Erbe einer Stiftung zu hinterlassen, die es noch gar nicht gab. Sein Vermögen und sein Besitz sollten allein der Bürgerschaft gehören. Das war bahnbrechend – und sorgte für Wirbel vor Gericht. Mehr als ein Jahrzehnt dauerte der Rechtsstreit. Erst 1896 wurde im Bürgerlichen Gesetzbuch geregelt, dass auch noch nicht existierende juristische Personen erbberechtigt sind. Auch heute wäre das Städel ohne privates Engagement nicht denkbar. Die beschenkten Bürger halten das Erbe lebendig.
61.000
Die Zahl
Also doch! Geld kann glücklich machen. Jedenfalls solange es nicht zu viel ist. Gut 61.000 Euro netto im Jahr beträgt das optimale Haushaltseinkommen. Wer mehr hat, empfindet weder mehr Glück noch weniger Stress. Das haben die Forscher Angus Deaton und Daniel Kahneman herausgefunden. Warum? Das können auch die Wirtschaftsnobelpreisträger nur vermuten. Vielleicht, so schreiben sie, sei dies eine Schwelle, über der es nicht mehr möglich sei, das zu tun, was am meisten für das emotionale Wohlbefinden zähle: Zeit mit der Familie verbringen, Krankheit und Schmerz vermeiden oder die freie Zeit genießen.
Schon gewusst?
Schenkung
Schenken, Geschenk, Schenkung – das klingt für Laien ähnlich. Sprechen Experten aber von einer Schenkung, meinen sie die Übertragung von Vermögen zu Lebzeiten. Ein größerer Geldbetrag zum Beispiel, ein Haus oder der Familienschmuck. Schenker und Beschenkter schließen dabei einen Vertrag, der notariell beurkundet sein muss. Der eine gibt, der andere nimmt – und zwar ohne Gegenleistung. Das hat Vorteile: So lässt sich etwa die Verteilung des Vermögens beeinflussen und die Erbschaftssteuer reduzieren. Aber Achtung! Der Schenker verliert das Eigentum an der verschenkten Sache. Wer sicher gehen möchte, sollte sich daher bestimmte Rechte, wie etwa das Wohnrecht, oder Rückforderungsrechte vorbehalten. Denn: Wiederholen ist in aller Regel gestohlen und nur in Ausnahmefällen möglich.
Michael Beuger, Partner der Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE