Prinzip Apfelbaum - Magazin über das, was bleibt

No. 21 – ENDLICHKEIT

No. 21 – ENDLICHKEIT

© Ferdinando Scianna / Magnum / Agentur Focus

© Ferdinando Scianna / Magnum / Agentur Focus

Editorial

Dass das Leben irgendwann zu Ende sein wird, ist kaum zu fassen. Kein Wunder, dass die Menschen schon immer versuchten, ihre eigene Endlichkeit zu überwinden: im Glauben an die Unsterblichkeit der Seele, aber auch durch große Taten und Werke, die nach dem Tod weiterbestehen würden. Den Mythos vom Jungbrunnen hat inzwischen die medizinische Forschung ersetzt, die unsere biologische Uhr anhalten oder sogar zurücksetzen will. Werden wir irgendwann nicht mehr altern, womöglich sogar nicht mehr sterben müssen?

Und was dann? Würde es uns nicht ergehen wie dem Vampir-Ehepaar Adam und Eve in dem großartigen Film „Only Lovers Left Alive“ von Jim Jarmusch? Die beiden Unsterblichen leben seit Jahrhunderten zusammen, waren mit berühmten Künstlern wie Franz Schubert oder Shakespeare befreundet und haben Großes erlebt. Doch das ist alles längst vorbei. Inzwischen sind sie zutiefst gelangweilt, nichts kann sie mehr begeistern in ihrem endlosen Leben.

Denn gerade weil unser Leben endlich ist, ist es so kostbar. Natürlich ist es schmerzvoll, die eigene Endlichkeit anzuerkennen, statt zu verdrängen. Dennoch lohnt es sich, das Leben einmal vom Ende her zu denken. Wer sich mit der eigenen Vergänglichkeit beschäftigt, blickt anders auf das Leben.

Dabei stellen sich auch solche Fragen: Wie möchte ich Abschied nehmen? Welche Spuren möchte ich hinterlassen? Was von mir soll bestehen bleiben und was möchte ich weitergeben? Denn das eigene Leben ist irgendwann zu Ende, doch die Welt wird sich weiterdrehen.

Susanne Anger

Sprecherin der Initiative "Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum"

Menschen

Tod und Trauer werden ins Private gedrängt“

Der Tod hat keinen Platz in unserem Leben. Gestorben wird im Krankenhaus und wer einen geliebten Menschen verliert, bleibt mit seiner Trauer oft allein. Dem setzen Caroline Kraft und Susann Brückner ihren Podcast „endlich" entgegen. Seit fünf Jahren sprechen sie darin sehr persönlich und offen über Sterben, Tod und Trauer, aber auch über das Leben und die Liebe.

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Reden, statt alleine mit dem Tod zu sein

Impulse

Mit der eigenen Endlichkeit leben

Wir können uns das eigene Lebensende nicht vorstellen. Dass wir irgendwann nicht mehr da sein werden, verdrängen wir gerne. Dabei ist es ausgerechnet der Tod, der dem Leben Sinn gibt. Gerade die Endlichkeit macht das Leben umso kostbarer.

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Eine Sanduhr: Unsere Lebenszeit ist begrenzt.

Wissenswertes

Für immer jung?

Die Altersforschung will den Verfall der Körperzellen aufhalten. Es klingt verlockend: alt und erfahren zu werden ohne lästige körperliche Begleiterscheinung. Doch ist ewige Jugend wirklich erstrebenswert? Was könnten wir verlieren, wenn wir die Vergänglichkeit überwinden?

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älteres Paar im Kettenkarussel: die Sehnsucht nach ewiger Jugend

Unsere Lieblinge

Lesetipp

Martha Nussbaum, Saul Levmore:

Zwei große US-Intellektuelle sprechen über das Älterwerden. Die Philosophin Martha Nussbaum und der Jurist Saul Levmore, beide seit Jahren miteinander befreundet, tauschen sich aus über Dinge wie Altersvorsorge und Vererben, den alternden Körper, Sexualität und Altruismus. Ihr gemeinsames Buch ist weit davon entfernt, ein einfacher Ratgeber zu sein. Vielmehr nehmen sie sich den Raum, ihre Themen zu entfalten, nicht nur auf die eigene Generation zu blicken, sondern auch auf die aktuelle Gesellschaft, und Beispiele aus Philosophie und Literatur heranzuziehen. Ein Buch voller kluger Gedanken.
Martha Nussbaum, Saul Levmore: „Älter Werden. Gespräche über die Liebe, das Leben und das Loslassen“. wbg Theiss Verlag, 2018. 272 Seiten. 25 Euro

Schnelle Hilfe im Notfall: Hubschrauber der DRF Luftrettung können Leben retten.

IDEEN, DIE BLEIBEN

DRF Luftrettung

Anfang der siebziger Jahre sterben in Deutschland jährlich über 20.000 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr. Denn die Zahl der Autos hat erheblich zugenommen, zugleich ist der Rettungsdienst nur mangelhaft. Es gibt weder eine einheitliche, kostenlose Notrufnummer noch einen 24-Stunden-Notarztdienst. Im Notfall muss man zunächst die Polizei anrufen, die dann einen Krankenwagen bestellt. Die Wagen kommen meist ohne Rettungssanitäter, ohne Funkgeräte und ohne ausreichende medizinische Ausrüstung. Vor diesem Hintergrund wird 1972 die DRF Luftrettung gegründet. Im März 1973 fliegt ein Rettungshubschrauber im Großraum Stuttgart seinen ersten Einsatz. Heute, ein halbes Jahrhundert später, stehen 50 Hubschrauber an 35 Stationen in Deutschland, Österreich und Liechtenstein bereit – für Notfalleinsätze ebenso wie für den Transport von Intensivpatienten zwischen Kliniken. Dazu kommen Ambulanzflugzeuge, mit denen Patientinnen und Patienten aus dem Ausland zurückgeholt werden. Über eine Million Einsätze hat die DRF Luftrettung inzwischen geleistet.

Die DRF Luftrettung ist Mitglied der Initiative „Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum“. Mehr lesen

Weitere „Ideen, die bleiben“

Die Zahl

Einige Arten der Eintagsfliege leben gerade mal 40 Minuten lang, mancher Grönlandwal soll es dagegen schon auf 211 Jahre gebracht haben. Doch egal, wie unterschiedlich die Lebensspannen sind, alle Lebewesen müssen einmal sterben. Jedenfalls fast alle. Denn es gibt eine Tierart, die als unsterblich gilt: der Süßwasserpolyp. Die Überwindung der Endlichkeit kommt allerdings zu einem hohen Preis. Das kleine Tierchen ist lediglich 2,5 Zentimeter groß und besteht zum größeren Teil aus Stammzellen. Wer möchte da schon tauschen?

Schon gewusst?

Verfügung zugunsten Dritter auf den Todesfall

Die Verfügung zugunsten Dritter auf den Todesfall ist – neben Testament und Vermächtnis – ein weiterer Weg, Personen oder Organisationen etwas zuzuwenden. Dabei schließt man zu Lebzeiten einen Vertrag ab, etwa mit einer Bank bezüglich Bankkonten oder Wertpapierdepots oder mit einer Lebensversicherung. Diese verpflichtet sich dazu, nach dem Tod der Erblasserin oder des Erblassers die vereinbarte Leistung einer bestimmten Person oder Organisation zukommen zu lassen. Da es sich bei einer Verfügung nicht um ein erbrechtliches Instrument handelt, haben die Beteiligten einige Vorteile: Es müssen nicht die erbrechtlichen Formvorschriften eingehalten werden. Denn die Zuwendungen zählen nicht zur Erbmasse. Die auf diese Weise Begünstigten müssen also nicht abwarten, bis das Testament eröffnet ist oder eventuell sogar ein Erbstreit gelöst ist. Sie haften auch nicht für die Schulden des Erblassers. Dennoch ist eine Verfügung nicht ganz ohne Risiko. Denn wenn die Erben von dem Vertrag erfahren, bevor die begünstigte Person das Angebot angenommen hat, können sie ihn noch widerrufen. Dann geht der oder die Dritte womöglich leer aus.

Michael Beuger, Partner der Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE

Das tut gut

Mit Hilfe von Spendengeldern schickt action medeor Medikamente und medizinisches Material in den Jemen.

Notapotheke für den Jemen

Bürgerkrieg, Klimawandel und zuletzt die Folgen der Corona-Pandemie – die Lage im Jemen ist dramatisch. Unter den von Hunger geschwächten Menschen breiten sich Krankheiten wie Cholera und Diphterie aus. Über die Hälfte der medizinischen Einrichtungen können kaum arbeiten. action medeor hat nun 313 Pakete und 11 Tonnen medizinische Hilfsgüter in das bitterarme Land geliefert, darunter Schmerzmittel, Antibiotika, Wurmmittel, Medikamente gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Masken, Skalpelle und Kanülen.

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Mit Hilfe von Spendengeldern setzt sich EuroNatur für den Erhalt des Wildflusses Vjosa in Albanien ein.

Der Nationalpark kommt

Die Vjosa ist der letzte große Wildfluss in Europa. Sie fließt quer durch Albanien und ist bis heute weitgehend von Industrien und dichter Besiedlung verschont geblieben. Dass das so bleibt und keine Staudämme den Fluss zerstören, dafür setzen sich seit 10 Jahren lokale Gemeinden und internationale Naturschutzorganisationen wie EuroNatur ein. Mit Erfolg: Die albanische Regierung hat nun die Absicht erklärt, den Fluss von der Quelle bis zur Mündung ebenso wie die Nebenflüsse – wie gefordert – als Nationalpark unter Schutz zu stellen.

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Gefördert durch Spendengelder beteiligt sich der NABU an der Wiedervernässung alter Moorgebiete.

Moore speichern Treibhausgase

Über Jahrhunderte wurden Moore trocken gelegt und der Torf abgebaut. Dabei sind Moorlandschaften natürliche Kohlenstoffspeicher. Die Feuchtgebiete zu erhalten und wiederherzustellen, ist nicht nur Artenschutz, sondern auch ein besonders effektiver Klimaschutz. Der NABU beteiligt sich daher an einem großen EU-Projekt, bei dem alte Moorgebiete wiedervernässt werden. Bereits 5.300 Hektar wurden in Osteuropa und Deutschland in naturnahe Lebensräume zurückentwickelt. Weitere sind geplant.

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Das Deutsche Kinderhilfswerk hat u.a. mit Spendengeldern einen Hilfsfonds für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine aufgesetzt.

Schnelle Hilfe für Kinder

Viele Kinder, die aus der Ukraine geflüchtet sind, haben Furchtbares erlebt. Oft sind die Väter dort geblieben, ebenso Verwandte, Freunde und Freundinnen. Manche wurden getötet. Damit sie gut versorgt werden können, hat das Deutsche Kinderhilfswerk einen Hilfsfonds aufgesetzt. Neben unbürokratischer Hilfe für einzelne Familien werden Spiel- oder Bildungsmaßnahmen, psychologische Betreuung, Übersetzungen oder Schulausstattungen ermöglicht – damit geflüchtete Kinder und Jugendliche altersgerecht aufwachsen können.

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Mit Hilfe von Spenden und Partnerorganisationen hat CARE Deutschland 1.500 Schulrucksäcke an Kinder und Jugendliche aus der Ukraine verteilt.

Für einen guten Start

Neues Land, neue Sprache, neue Klasse: Um den Einstieg für die Schüler und Schülerinnen aus der Ukraine etwas leichter zu machen, werden über die CARE-Webseite Schulstart-Pakete vergeben. 1.500 Schulrucksäcke mit Materialien für den Unterricht konnten bereits mit Hilfe der Deutsche Bank Stiftung, der Aktion Deutschland Hilft und dem Hersteller Satch verteilt werden. Sie ermöglichen es den geflüchteten Kindern, so schnell wie möglich am Unterricht teilzuhaben. Zusätzlich unterstützt CARE bei der Betreuung von Geflüchteten.

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Die Deutsche Umwelthilfe kämpft gegen illegalen Schadstoffausstoß – gefördert auch durch Testamentsspenden.

Morddrohung wegen Tempo 30

Auf Facebook werden Gewalt- und sogar Morddrohungen gegen die Deutsche Umwelthilfe und ihren Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch verbreitet. Grund ist sein Einsatz für ein Tempolimit und gegen Diesel-SUVs. Vergeblich hatte Resch Facebook aufgefordert, entsprechende Hass-Gruppen zu löschen. Auch Polizei und Staatsanwaltschaft blieben untätig. Nun geht Resch gerichtlich gegen Facebook und den Meta Konzern vor und wirbt für Unterstützung: „Ich möchte ein Grundsatzurteil erwirken, nach dem die Betreiber nicht mehr tatenlos zuschauen dürfen.“

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