Editorial

Eigentlich sind wir doch eine glückliche Generation: Wir werden immer älter und bleiben immer länger alt. Mittlerweile ist „alt“ die Steigerungsstufe von „älter“. Das heißt aber auch, dass das Altwerden noch viele Möglichkeiten bietet. Altsein ist eine Gnade. Und Glück ist: Alt zu lieben und alt geliebt zu werden.

Dennoch fragen wir uns an schlechten Tagen: Ist das Alter der Warteraum zum Tod? Was wird aus uns: mürrische Närrinnen oder humorige Weise? Wir sollten uns daran erinnern, dass wir Lebenssinn nur dann erfahren, wenn wir uns unserer Vergänglichkeit bewusst sind, der Begrenztheit unserer Jahre, der Begrenztheit des Moments. Im Alter wird uns diese Endlichkeit unerbittlich vor Augen geführt. Was dabei oftmals noch viel mehr schmerzt als das eigene Ende ist die unmittelbare Erfahrung der Endlichkeit des Lebens, der Unwiederbringlichkeit jedes Gefühls, jeder Begegnung und jedes einzelnen geliebten Menschen.

Aber dennoch. Arthur Rubinstein wurde als 80-Jähriger gefragt, wieso er noch so großartig Klavier spiele. Erstens spielte Rubinstein weniger. Zweitens übte er diese wenigen Stücke aber desto intensiver. Und drittens interpretierte er langsame Sätze so langsam, dass die schnellen Sätze demgegenüber dem Hörer schneller erscheinen mussten, als er zu spielen in der Lage war. Genau das gehört zu den Vorteilen des Alters: Wir müssen uns und anderen nichts mehr beweisen, werden freundlicher zu uns selbst und zu anderen

In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit dem ALTER, welche Herausforderungen mit dem Älterwerden verbunden sind, aber auch, wie unsere Lebenserfahrung uns dabei helfen, mit diesen Herausforderungen zurechtzukommen. Und wir fragen, welche Vorteile das Alter auch haben kann.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

Susanne Anger

Sprecherin der Initiative "Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum"

Menschen

Gesine Schwan: "Älterwerden ist eine Art Ernte"

Zum Online-Interview erscheint Gesine Schwan gut gelaunt und voller Energie. Dass sie in ein paar Monaten 82 Jahre alt wird, ist ihr nicht anzumerken. Schwan bedauert zwar, dass sie nicht mehr tanzen kann. Doch mit der Berlin Governance Platform will sie noch viel bewirken.

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Gesine Schwan: auch mit 81 Jahren noch etwas bewirken

Impulse

„In Ihrem Alter macht man das doch nicht mehr“

Was man in einem bestimmten Alter noch machen darf und kann und möchte, das sollte jeder für sich entscheiden. Doch leider haben wir zu viele negative Bilder über das Altwerden im Kopf, sagt die Schweizer Entwicklungspsychologin Pasqualina Perrig-Chiello.

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Altwerden: wissen, was einem gut tut

Wissenswertes

Kopfsache: Wie altert das Gehirn?

Unser Gehirn kann schneller altern als unser restlicher Körper oder auch langsamer. Gene und Krankheiten spielen dabei eine Rolle, aber auch unsere Lebensweise. Was dabei wohl weniger wichtig ist, als gedacht: Bildung.

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Wie lässt sich der Alterungsprozess des Gehirn aufhalten?

Unsere Lieblinge

Lesetipp

Lily Brett: Alt sind nur die anderen

Lily Brett erzählt vom Älterwerden, präzise und witzig: Auf der Straße winkt sie wildfremden Menschen zu, weil sie sie mit ihrem Mann verwechselt. Im Apple-Geschäft fühlen sich die Mitarbeiter ihr nur im Doppelpack gewachsen und loben sie wie eine Dreijährige. Sie erlebt peinliche Arztbesuche und denkt über den Erwerb eines Dreirads für Erwachsene nach. Doch natürlich lebt Brett in New York – die Stadt, die sie liebt und in der es am Ende gar nicht so wichtig ist, wie alt man ist. Es macht Spaß, sie bei ihren Beobachtungen zu begleiten!

Lily Brett: „Alt sind nur die anderen“ Suhrkamp, 2021. 81 Seiten, 12 Euro

Der Vorstand der Deutschen Umwelthilfe 1988

Ideen, die bleiben

Deutsche Umwelthilfe

Am 5. August 1975 beginnt am Bodensee die Geschichte der Deutschen Umwelthilfe. In einer Zeit, in der es noch wenig Umweltbewusstsein in der Politik oder in der Bevölkerung gibt, gründen Nikolaus von Bodman, Bodo Manstein, Margit und Hermut Ruland, Rudolf L. Schreiber, Helga und Gerhard Thielcke den neuen Verein. Sie alle sind schon zuvor aktiv gewesen: etwa im Kampf gegen Luftverschmutzung oder im Vogelschutz. Die Grundidee ist zunächst, Spenden zu sammeln und anderen Umweltverbänden bei der Finanzierung unter die Arme greifen. 1976 findet die erste Haus- und Straßensammlung statt.

Doch es bleibt nicht beim Fundraising. In den darauffolgenden Jahrzehnten entwickelt sich die Deutsche Umwelthilfe immer weiter zu einer eigenständigen Organisation. Sie initiiert zahlreiche Aktionen und Projekte und erkämpft damit wegweisende Erfolge: vom Dosenpfand bis zur sauberen Luft in deutschen Städten. In den vergangenen Jahren erregte die DUH besonderes Aufsehen mit ihren Klimaklagen, mit denen sie die Bundesregierung zu mehr Klimaschutz zwingt. Zugleich arbeitet die DUH an Klima-, Natur- und umweltschützenden Konzepten, rettet bedrohte Lebensräume und treibt Alternativen voran. Immer geht es um die Lebensqualität von morgen.

Mehr lesen: „Ideen, die bleiben“

85–100

Die Zahl

Ältere Menschen brechen einen Rekord nach dem anderen. 2011 lief der in Indien geborene Fauja Singh als erster Hundertjähriger einen Marathon. Die U-Amerikanerin Carmen Dell’Orefice arbeitet weiterhin als Modell und ist inzwischen 93 Jahre alt. Der Arzt Heinz Wenderoth schrieb als Rentner eine zweite Doktorarbeit: mit 97 Jahren. Der Japaner Hiromu Inada bewältigte 2018 sogar den Iron Man auf Hawai: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen – mit 85 Jahren. Solche herausragenden Leistungen sind beeindruckend und zeigen, was möglich ist. Sie sollten uns gewöhnlichen Menschen aber kein schlechtes Gewissen bereiten. Man darf es sich im Alter auch gemütlich machen.

Schon gewusst?

Testierfähigkeit

Die Testierfähigkeit ist eine zentrale Voraussetzung, damit ein Testament rechtsgültig ist. Sie bedeutet, dass die Person beim Verfassen des Testaments in der Lage ist, die Bedeutung und Folgen ihrer Willenserklärung zu verstehen. Eine Prüfung der Testierfähigkeit kann auch rückwirkend erfolgen, etwa nach dem Tod des Testierenden, wenn Hinweise auf eine mögliche Beeinträchtigung – wie Demenz oder psychische Erkrankungen – vorliegen. Entscheidend ist dabei die geistige Verfassung im Moment der Testamentserrichtung. In der Regel wird die Testierfähigkeit daher bereits bei der Beurkundung eines Testaments oder Erbvertrages vom Notar „überprüft“. Die Testierfähigkeit rückwirkend anzugreifen oder festzustellen ist somit oftmals schwierig. Denn selbst ein an Demenz erkrankter Mensch kann „lichte Augenblicke“ haben und in einem solchen z.B. seine Haushälterin und nicht seine Familie als Erbin einsetzt. Dann gehen die gesetzlichen Erben leer aus. Denn ein handschriftliches Testament ist rechtsgültig und das letzte Testament macht alle vorherigen Testamente zu Nichte.

Michael Beuger, Partner der Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE

Das tut gut

Dank großzügiger Spenden fördert das Deutsche Kinderhilfswerk Projekte für Kinder und Jugendliche.

Projekt für Kinderrechte

Wie sähe eine Welt aus, in der Kinderrechte gut umgesetzt werden? Und wo werden Kinderrechte verletzt? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Kinder und Jugendliche ein Jahr lang in einer Foto-AG in Altlandsberg und lernten dabei viel über demokratisches Denken und Handeln. Eine Ausstellung zeigt ihre fotografischen Antworten zu Ausschluss und Partizipation. Das Projekt ist eines von fast 2.000, die das Deutsche Kinderhilfswerk in den letzten fünf Jahren mit über 12 Millionen Euro unterstützt hat.

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Mit Hilfe von Spenden hilft ChildFund den Kleinsten.

Hoffnung für die Kleinsten

Schon die Kleinsten kann es hart treffen: Im St. Nicolas Kinderkrankenhaus im ukrainischen Lviv werden Kinder, die an Krebs erkrankt sind, aufgenommen und mit lebensnotwendigen Therapien behandelt. Viele von ihnen sind nicht einmal zwei Jahre alt. So auch die sechs Monate alte Anastasia. Sie hat einen Tumor im Spinalkanal ihrer Wirbelsäule, der ihr große Schmerzen verursacht und sie daran hindert, laufen zu lernen. ChildFund unterstützt das Krankenhaus und die betroffenen Familien und schenkt den Kindern Hoffnung auf ein gesundes Leben.

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Unter anderem mit Testamentsspenden fördern die Johanniter nachhaltige Landwirtschaft in Kambodscha.

Nachhaltiger Anbau

In Kambodscha leben 80 Prozent der Menschen auf dem Land und sind auf die Erträge der Landwirtschaft angewiesen. Entsprechend hart treffen sie die Folgen des Klimawandels. Die Auslandshilfe der Johanniter unterstützt deshalb gemeinsam mit ihren Partnern kleinbäuerliche Familien dabei, die Landwirtschaft nachhaltiger zu machen. Einen Schwerpunkt liegt dabei auf der Sensibilisierung von Jugendlichen. In Schulgärten lernen sie alles rund um die Pflege von Gemüsegärten und die anschließende Verarbeitung.

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Dank Spenden kann der NABU wieder Fischadler in Deutschland ansiedeln.

Fischadler sind zurück

Lange Zeit waren die Fischadler in Baden-Württemberg ausgerottet, eine letzte Brut wurde 1907 nachgewiesen. Seit 1990 kümmert sich der NABU um die Wiederansiedlung des einzigartigen Greifvogels, 2021 wurden mehr als dreißig künstliche Nisthilfen errichtet. Mit Erfolg: Schon zum zweiten Mal hat ein Fischadler-Paar in einem dieser Nester gebrütet. Drei kleine Adler schlüpften und wurden von NABU-Mitarbeitenden gemessen, untersucht und beringt. Die große Hoffnung ist nun, dass sie auch dieses Jahr aus dem Süden zurückkehren werden.

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