Eigentlich sind wir doch eine glückliche Generation: Wir werden immer älter und bleiben immer länger alt. Mittlerweile ist „alt“ die Steigerungsstufe von „älter“. Das heißt aber auch, dass das Altwerden noch viele Möglichkeiten bietet. Altsein ist eine Gnade. Und Glück ist: Alt zu lieben und alt geliebt zu werden.
Dennoch fragen wir uns an schlechten Tagen: Ist das Alter der Warteraum zum Tod? Was wird aus uns: mürrische Närrinnen oder humorige Weise? Wir sollten uns daran erinnern, dass wir Lebenssinn nur dann erfahren, wenn wir uns unserer Vergänglichkeit bewusst sind, der Begrenztheit unserer Jahre, der Begrenztheit des Moments. Im Alter wird uns diese Endlichkeit unerbittlich vor Augen geführt. Was dabei oftmals noch viel mehr schmerzt als das eigene Ende ist die unmittelbare Erfahrung der Endlichkeit des Lebens, der Unwiederbringlichkeit jedes Gefühls, jeder Begegnung und jedes einzelnen geliebten Menschen.
Aber dennoch. Arthur Rubinstein wurde als 80-Jähriger gefragt, wieso er noch so großartig Klavier spiele. Erstens spielte Rubinstein weniger. Zweitens übte er diese wenigen Stücke aber desto intensiver. Und drittens interpretierte er langsame Sätze so langsam, dass die schnellen Sätze demgegenüber dem Hörer schneller erscheinen mussten, als er zu spielen in der Lage war. Genau das gehört zu den Vorteilen des Alters: Wir müssen uns und anderen nichts mehr beweisen, werden freundlicher zu uns selbst und zu anderen
In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit dem ALTER, welche Herausforderungen mit dem Älterwerden verbunden sind, aber auch, wie unsere Lebenserfahrung uns dabei helfen, mit diesen Herausforderungen zurechtzukommen. Und wir fragen, welche Vorteile das Alter auch haben kann.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Susanne Anger
Sprecherin der Initiative "Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum"